Dschihad in Rosa – Al-Qaida´s Frauen-Magazin

by Florian Flade

Gesichtspflege, Erste-Hilfe-Kurs, die Heirat mit einem Dschihadisten – ein neues Al-Qaida Online-Magazin gibt Tipps für angehende Gotteskriegerinnen. Ein weiterer Versuch, die Frauen-Quote des Terrors zu erhöhen.

Es ist ein ungewöhnliches Zeugnis islamistischer Emanzipation. Ein neues Online-Magazin, das dem Umfeld der Al-Qaida zugeordnet wird, richtet sich speziell an Frauen. „Al-Shamikha“ („die Majestätische“), das vor kurzem auf einschlägigen Internetseiten veröffentlicht wurde, ist ein arabischsprachiges Magazin, in dem Musliminnen aufgerufen werden, eine Rolle im Dschihad zu übernehmen. Die Zeitschrift enthält neben Interviews mit Witwen von Selbstmordattentätern auch Ratschläge zu Verhalten und Kleidung muslimischer Frauen, Artikel über Schmuck und Körperpflege – eine Art Beauty-Magazin für Dschihadistinnen.

Das 31-seitige Al-Qaida Magazin bietet der weiblichen Leserschaft in sieben Kapiteln unterschiedliche Ratschläge und Informationen, wie sich Musliminnen am Dschihad beteiligen können. „Weil Frauen die Hälfte der Population ausmachen „, so heißt es in der Einleitung des Online-Magazines, „versucht der Feind, muslimische Frauen davon abzubringen, die Wahrheit über ihre Religion und ihre Rolle zu erlernen, da sie all nur allzu gut wissen, was geschehen würde, falls Frauen das Schlachtfeld des Dschihad betreten.“

Der Dschihad sei auf Frauen angewiesen, so die Macher der islamistischen Zeitschrift. „Die islamische Nation braucht Frauen, die die Wahrheit über ihre Religion kennen und die über die Schlachten und deren Ausmaße Bescheid wissen, und wissen, was von ihnen erwartet wird“, erfährt der Leser. Musliminnen hätten die Aufgabe, die Ummah aus dem „Sumpf der Ignoranz und der Schwäche zu retten.“

Ein Kapitel des islamistischen Frauen-Magazins trägt den Titel „Treffen mit der Frau eines Mujahids“. Darin berichten Ehefrauen dschihadistischer Kämpfer und Selbstmordattentäter über das Leben an der Seite eines islamistischen Gotteskriegers. Eine Frau mit Namen Umm Muhannad lobt beispielsweise in einem Interview, den Mut ihres Ehemannes, der ein Selbstmordattentat in Afghanistan verübte. „Wissen die Kinder wo ihr Vater ist? Vermissen sie ihn?“, wird eine Witwe gefragt. „Die Kinder vermissen ihn, manchmal weinen sie“, so die Antwort.

Frauen sollten ihren Ehemännern gehorsame Begleiterinnen und Helferinnen sein, empfiehlt das Magazin „Al-Shamikh“. Sollte der Mann im Dschihad sterben, sei dies keinesfalls ein Verlust. „Vom Märtyrertum erhält der Gläubige Schutz, Sicherheit und Freude“, erklären die Autoren des Online-Heftes.

Auch eine Anleitung zur Erstversorgung von Wunden, sollte der Ehemann im Krieg verletzt werden, findet sich im neuen Al-Qaida Magazin. Mit einem Baumwoll-Tupfer und antiseptischer Lösung solle die Wunde zunächst gereinigt werden, heißt es, ein Verband dürfe erst nach gründlicher Reinigung der Verletzung angelegt werden.

An einer anderen Stelle von „Al-Shamikha“ erhalten die Leserinnen Ratschläge, wie sie sich kleiden sollten und moralisch angemessen benehmen. „Trage das Kopftuch (Hijab), einschließlich des Gesichtsschleiers (Niqab)“, heißt es, „gehe nicht aus dem Haus, außer es ist wirklich notwendig.“ Die vollständige Verschleierung sorge zudem dafür, dass die Haut der Frau einen „hellen Teint“ behält und keinen Sonnenbrand erleidet.

Weiter geben die Macher des Islamistinnen-Magazins Tipps, zur Beauty-Pflege und Beschreiben die Anwendung einer Gesichtsmaske. „Waschen Sie ihr Gesicht mit lauwarmem Wasser und Seife“, heißt es in dem Kapitel zur Hautpflege, „Das beste für die Gesichtsmaske ist natürlicher Honig.“ Vor einem zu starken Abtrocknen des Gesichts mit einem Handtuch wird gewarnt – schließlich sei die Haut des weiblichen Gesichts „dünn und empfindlich“.

Für die nächste Ausgabe von „Al-Shamikha“ kündigen die Macher weitere Ratschläge in Sachen Körperpflege an, sowie eine Anleitung, wie Frauen den Dschihad vom heimischen Computer aus unterstützen können.

Sicherheitsbehörden und Terrorismus-Experten sehen in „Al-Shamikha“ den klaren Trend dschihadistischer Gruppierungen bestätigt, Frauen für terroristische Zwecke anzuwerben. Sowohl in Gestaltung als auch vom Inhalt her, spricht das Dschihadistinnen-Magazin, das von der al-Qaida-nahen „Al-Fajr Media“ veröffentlicht wurde, eine junge Leserschaft, möglicherweise sogar westlich geprägte Frauen an.

Bereits im Jahr 2004 veröffentlichte der saudi-arabische Zweig der Al-Qaida ein Online-Magazin speziell für Frauen. „Al-Khansa“, benannt nach einer arabischen Dichterin der frühislamischen Zeit, die bekannt war für ihre Loblieder auf gefallene Märtyrer, ähnelte im Layout dem neuen „Al-Shamikha“ Magazin. Damals wurde das Magazin, das Gotteskriegerinnen empfahl durch Gymnastik und Sportübungen fit und schlank zu bleiben, bereits kurz nach der Erstveröffentlichung eingestellt.

Eine Fortsetzung mit dem Titel „Enkelinnen von Khansa“, die im Februar 2010 im Internet auftauchte, erschien zwei Mal, bevor auch dieses Magazin eingestellt wurde.

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