von Florian Flade
Der Algerier Naamen Meziche aus Hamburg war einst Bekannter der Todespiloten von 9/11. Vor drei Jahren zog er selbst in den Dschihad nach Pakistan, wurde Al-Qaida-Mitglied und Teil eines Anschlagsplans für Europa. Jetzt wurde Meziche im Süden Pakistans gefasst.
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Vor drei Jahren verließ Naamen Meziche Deutschland. Im heimischen Hamburg schwirrte der Algerier mit französischem Pass (geboren 1970 in Paris) einst im Freundeskreis der Terrorzelle um Mohammed Atta umher. Im Frühjahr 2009 wollte Meziche selbst in den „Heiligen Krieg“ gegen die Ungläubigen ziehen.
Mit seinem Freund Rami M., einem Deutsch-Syrer aus Frankfurt am Main, reiste Meziche über den Iran nach Pakistan. Insgesamt 11 Männer und Frauen aus der Hamburger Islamisten-Szene verließen etwa zur selben Zeit die Bundesrepublik mit Ziel: Terrorcamp.
Seiner in Hamburg lebenden Frau, der Marokkanerin Mariam el-F., Tochter eines salafistischen Predigers, hatte Meziche zunächst gesagt er wolle nach Saudi-Arabien um dort die kleine Pilgerfahrt zu machen. Am 26.März 2009 rief Meziche seine Ehefrau aus Pakistan an und teilte ihr mit, er wolle dort für einige Monate eine Religionsschule besuchen.
In Wahrheit schloss sich der Hamburger Islamist der Al-Qaida an. Noch am Tag der Ankunft im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet Waziristan, trennte sich die Hamburger Reisegruppe. Während sich ein Großteil der Gruppe „Islamischen Bewegung Usbekistans“ (IBU) anschloss, zog es Naamen Meziche zur Al-Qaida. Nach Aussagen seiner Weggefährten entschied sich der Algerier für das Terrornetzwerk, weil im Gegensatz zu den anderen fließend Arabisch sprach.
Meziche alias „Abu Baraa“ war aufgrund seiner Hamburger Vergangenheit ein angesehener Neuzugang bei Al-Qaida. Er erhielt sowohl die Grund- als auch die Spezialausbildung im Al-Qaida-Ausbildungslager „Badr“ und kam anschließend in Kontakt mit dem ranghohen Al-Qaida-Kommandeur Sheikh Younis al-Mauretani. Wie Meziches Weggefährte Rami M. später im Verhör aussagte, soll ihm Meziche von einem Gespräch mit dem Sheikh berichtet haben.
Der Mauretanier habe einen Plan für Terroranschläge in Europa ausgearbeitet. Diese „Studie“ habe er Osama Bin Laden vorlegen müssen, der daraufhin entschied einen Großteil des Vermögens für die Pläne von Sheikh al-Mauretani zur Verfügung zu stellen. Naamen Meziche, Rami M. und die Hamburger Shahab Dashti und Ahmad Wali S. sollten Teil dieses Europa-Plans werden.
Shahab Dashti, ein aus Hamburg stammender Deutsch-Iraner, wurde am 4.Oktober 2010 beim Angriff einer US-Drohne in Waziristan getötet. Rami M. und Ahmad S. waren bereits Monate zuvor verhaftet worden. Der Europa-Plan von Sheikh al-Mauretani verlor einige entscheidende Figuren – und er wurde durch die Aussagen von M. und S. gegenüber westlichen Geheimdiensten verraten.
Naamen Meziche, so berichtete der SPIEGEL, soll ebenfalls beim Drohnenangriff vom 4.Oktober 2010 ums Leben gekommen sein. Bestärkt wurde dieser Verdacht dadurch, dass auch Meziches Ehefrau in Hamburg monatelang kein Lebenszeichen von ihm bekam. Bis zum September 2011. Da klingelte plötzlich das Telefon und der Totgeglaubte meldete sich.
Er habe genug vom Dschihad, sagte Meziche, und wollte zurückkehren. Jedoch nicht nach Deutschland. Denn dort drohe ihm eine Haftstrafe. Er werde sich wieder melden. Und das tat er auch. Diesmal allerdings nicht aus Pakistan, sondern aus dem Iran. Meziches Ehefrau Mariam el-F. hatte genug von den Anrufen und dem Dschihad-Abenteuer ihres Mannes. Sie trennte sich von Naamen Meziche. Dann brach der Kontakt 42jährigen Franco-Algeriers nach Deutschland ab.
Nachdem pakistanische Sicherheitskräfte im September 2011 den Mentor der europäischen Dschihadisten in Waziristan, Sheikh Younis al-Mauretani festgenommen hatten, erzählte der Al-Qaida-Planer im Verhör, Meziche sei vermutlich auf dem Weg nach Afrika. Seither verfolgte er pakistanische Geheimdienst offenbar die Spur des Hamburger Islamisten.
Heute hieß es aus pakistanischen Sicherheitskreisen Naamen Meziche sei nach seiner Einreise nach Pakistan, in der Stadt Quetta zusammen mit zwei weiteren Al-Qaida-Mitgliedern festgenommen worden. Derzeit werde der Dschihadist verhört.
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