von Florian Flade

Mohammed al-Arifi in der Berliner Al-Nur-Moschee (Quelle:Youtube)
Mohammed al-Arifi ist ein Star. Zumindest unter Salafisten. Der saudische Gelehrte unterrichtet an der „König Saud Universität“ in Riad und gehört zur Prominenz der salafistischen Predigerszene am arabischen Golf. Fernsehen, Radio, Zeitungen, über Facebook und Twitter. Kaum ein Medium, in dem sich Al-Arifi nicht zu religiösen, gesellschaftlichen oder politischen Themen äußerst. Oft sehr kontrovers. So geschehen jüngst auch in einem Interview mit dem katarischen Fernsehsender Al-Jazeera.
Darin äußerte sich Al-Arifi in der vergangenen Woche zu den politischen Ereignissen in Mali, der französischen Militärintervention und zur Al-Qaida. Die Mitglieder der Al-Qaida würden falsch dargestellt, so al-Arifi. Es werde viel über die Organisation berichtet, was nicht der Wahrheit entspreche.
„Al-Qaida Mitglieder tolerieren es nicht, wenn andere Muslime der Häresie bezichtigt werden“, so al-Arifi, „Sie tolerieren kein Blutvergießen.“ Auch zu Al-Qaida Gründer Osama Bin Laden hat Mohammed al-Arifi eine kontroverse Meinung. „Osama Bin Laden, Allah hab ihn selig, hat viele Eigenschaften nicht gehabt, die ihm heute angedichtet werden“, so der Prediger, „Ich gehöre nicht zur Al-Qaida und ich teile nicht ihre Denkweise, aber Allah sagt: Und wenn du ein Urteil fällst, sei gerecht.“
Das TV-Interview sorgte – trotz der häufig kontroversen Wortmeldungen von Al-Arifi – für einige Schlagzeilen in der arabischen Welt. „Saudischer Gelehrter verteidigt Bin Laden“, hieß es. Innerhalb der weit gefächerten Prediger-Szene Saudi-Arabiens dürften derlei Kommentare zu Al-Qaida und westlicher Propaganda wenig überraschen.
Mohammed al-Arifi jedoch predigt nicht nur in der arabischen Welt. Er betätigt sich auch als reisender Wanderprediger. Zuletzt auch in Deutschland. Der Saudi-Araber kam Ende 2012 in die Bundesrepublik und begab sich auf eine Tour quer durchs Land. Zuerst machte Al-Arifi in Heidelberg Station, anschließend ging es nach Mainz und Berlin.

In der Hauptstadt trat Al-Arifi in den Moscheen „Al-Nur“, „Dar-es-Salam“ und „Arrahma“ im Stadtteil Neukölln auf. Angekündigt wurden die Predigten des prominenten Salafisten über Facebook. In den Moscheen gab es schließlich Simultan-Übersetzungen ins Deutsche. Youtube-Videos zeigen Mohammed al-Arifi unter anderem in der Neuköllner Al-Nur-Moschee an der Seite des dortigen Imams Abdeladhim.
Es ist kein neues Phänomen, dass die deutsche Salafisten-Szene Prediger aus Saudi-Arabien zu Gastauftritten einlädt und hofiert. Was den Fall von Mohammed al-Arifi jedoch von anderen unterscheidet, ist ein gegen ihn verhängtes Einreiseverbot. Über das hatte die „Zeit“ jüngst berichtet. Arifi hätte somit gar nicht nach Deutschland einreisen dürfen.
Al-Arifi hatte im Dezember 2012 geplant in der Schweiz bei der Jahreskonferenz des Islamischen Zentralrats (IZRS) im Kanton Freiburg aufzutreten. Das eidgenössische „Bundesamt für Migration“ verhängten allerdings aufgrund der kontroversen Aussagen des Predigers am 13.Dezember 2012 ein Einreiseverbot für den gesamten Schengenraum. Der Saudi-Araber predige gegen Homosexualität, Frauenrechte und rufe möglicherweise zum „bewaffneten Kampf“ auf, hatten mehrere Organisationen im Vorfeld der angekündigten Einreise erklärt.
Der fundamentalistischer Prediger, der jüngst Al-Qaida und Osama Bin Laden lobte, durfte also seit dem 13.Dezember 2012 nicht in den Schengenraum einreisen. Und tat es trotzdem. In Deutschland konnte Al-Arifi mehrere Tage lang ungehindert von Bundesland zu Bundesland reisen und predigen. Ob er von Saudi-Arabien direkt nach Deutschland einreiste, ist bislang unklar.
„Es ist aber möglich, dass er über eine der grenzkontrollfreien Schengen-Binnengrenzen nach Deutschland eingereist ist“, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der „Zeit“.
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