Großrazzia gegen Millatu-Ibrahim Nachfolger

von Florian Flade

In Hamburg und Schleswig-Holstein gab es Razzien gegen ein Netzwerk radikaler Islamisten. Sie sollen die verbotene Salafisten-Organisation „Millatu Ibrahim“ fortgeführt und Anschläge geplant haben.

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Quelle: Youtube

Vor einem Jahr ging der Staat mit bislang beispielloser Härte gegen radikale Salafisten vor. In mehreren Bundesländern durchsuchten im Juni 2012 hunderte Polizeibeamte Privatwohnungen und Vereinsräume von islamischen Extremisten. Im Fokus der Razzien stand die militante Organisation Millatu Ibrahim.

Das Bundesinnenministerium erließ ein Vereinsverbot gegen die Gruppe. In kämpferisch-aggressiver Weise richte sich Millatu Ibrahim gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung und den Gedanken der Völkerverständigung. Computer, Festplatten, Dokumente, Bargeld, Propagandamaterialien wurden beschlagnahmt.

Monatelang hatten die radikalen Salafisten der Millatu Ibrahim gegen Ungläubige gehetzt, beteiligten sich an Straßenschlachten mit der Polizei in Solingen und Bonn. Von einer „islamistischen Kameradschaft“ sprach man in Sicherheitskreisen über Millatu Ibrahim. Die führenden Köpfe der Organisation, allen voran der Österreicher Mohamed M., ließen nie Zweifel daran, was sie anstrebten: die Einführung der Scharia. „Bis der Kopf fliegt“, betonte Mohamed M. alias „Abu Usama al-Gharib“ stets.

Mohamed M. hat Deutschland mittlerweile verlassen. Er wanderte zunächst nach Ägypten aus. Reiste dann über Libyen in die Türkei, wollte wohl weiter nach Syrien. Im türkisch-syrischen Grenzgebiet schlugen die türkischen Sicherheitskräfte zu. Der gebürtige Österreicher wartet seitdem auf seine Auslieferung.

Der Verfassungsschutz hat beobachtet, dass sich Dutzende Mitglieder und Sympathisanten von Millatu Ibrahim nach dem Vereinsverbot ins Ausland abgesetzt haben. Ein großer Teil folgte Mohamed M. nach Ägypten. Andere reisten nach Libyen oder Syrien.

Diejenigen Anhänger von Millatu Ibrahim, die noch in Deutschland leben, sind jedoch weiter aktiv. So sehr, dass Behörden eine Neu-Vernetzung der Radikal-Salafisten befürchten. Es gäbe Erkenntnisse, sagte mir ein Verfassungsschützer, dass sich die Szene in Norddeutschland neu organisiere. Möglicherweise habe man es mit einer Nachfolge-Organisation von Millatu Ibrahim zu tun.

Um dies zu verhindern, schritten die Behörden in der vergangenen Woche ein. Wie die Hamburger Polizei auf Nachfrage bestätigte, durchsuchten rund 80 Polizeibeamte am vergangenen Donnerstag insgesamt 15 Wohnungen mutmaßlicher Islamisten in Hamburg, Pinneberg, Elmshorn und Lübeck und eine Moschee im Hamburger Stadtteil Harburg.

„Es wurde umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt, das derzeit ausgewertet wird“, sagte mir eine Sprecherin der Hamburger Polizei. Festnahmen habe es keine gegeben.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt nach meinen Informationen gegen insgesamt 15 mutmaßliche Islamisten wegen „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ und „Verstoß gegen ein Vereinigungsverbot“.

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