von Florian Flade

Im Dezember 2012 hatte ich noch gerätselt: „Wer ist der König von Setterich?“ Die Terrorgruppe „Islamische Bewegung Usbekistans“ (IBU) hatte damals ein Propagandavideo veröffentlicht, in dem ihr spiritueller Mentor, der Burmese Abu Zarr, eine Predigt hielt. Wenig spektakulär und keinen Deutschland-Bezug. Der Name der Videodatei allerdings war ungewöhnlich: „der_koing_von_setterich“.
Was wollte die IBU mit der Nennung der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Setterich mitteilen? Machte sich der Video-Uploader einen Spaß daraus, sich selbst als „König von Setterich“ zu betiteln? Oder war der Terrorgruppe ein kleiner Fehler unterlaufen und Videodateien wurden versehentlich falsch benannt?
Jetzt schafft die IBU Klarheit. Seit einigen Tagen kursiert im Netz ein Video, in dem das Geheimnis um den „König von Setterich“ gelüftet wird. Der Bonner IBU-Sprecher Yassin Chouka verkündet in dem neuen Videoclip den Tod eines Islamisten aus Nordrhein-Westfalen. Reichlich schnulzig und romantisierend bezeichnet Chouka den Dschihadisten als „König von Setterich“.
„Geehrte islamische Ummah und speziell meine Geschwister und Schüler aus der Kleinstadt Setterich: Wir verkünden euch heute den Märtyrertod von (…) Ahmad, den König von Setterich“, sagt Chouka. „Ahmad“ sei im Oktober 2012 mit zwei weiteren Islamisten bei einem Drohnenangriff im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet ums Leben gekommen, heißt es in dem Video weiter.
Yassin Chouka kannte den getöteten Dschihadisten offenbar bereits schon vor seiner Ausreise nach Pakistan. Jeden Sonntag sei er in die Moschee in Setterich zum Islamunterricht gefahren, erzählt Chouka. Einer der Schüler war „Ahmad“. Er verinnerlichte die Predigten von Yassin Chouka wohl sehr genau, denn schon bald soll „Ahmad“ in der Schule während der Pause zu den Mitschülern gepredigt und sie zum Islam aufgerufen haben. „Ahmad“ habe gefastet wie einst der Prophet Dawud. Früh habe er seinen Wecker gestellt, sei aufgestanden und durch die Stadt gelaufen. „Ging von Fenster zu Fenster am frühen Morgen und weckte die Geschwister zum Gebet“, erzählt Chouka.
Während einer Predigt in Setterich, habe er seine Geschwister zum Dschihad gerufen, erinnert sich Yassin Chouka. „“Ich sagte, dass wir alle zum Dschihad müssen. Dass der Dschihad die einzige Möglichkeit ist, die Ummah zu befreien“, so der Bonner Islamist, „Zwei Tage später kam Ahmad mit dem Zug nach Aachen und klingte bei mir im Studentenwohnheim. Er sagt: Yassin, ich kann seit zwei Tagen nicht mehr schlafen.“
Er sei getrieben gewesen vom Wunsch in den Dschihad zu ziehen. Was dem nordrhein-westfälischen Islamisten augenscheinlich auch gelang. Er schloss sich im pakistanischen Stammesgebiet Waziristan der „Islamischen Bewegung Usbekistans“ (IBU) an. „Yassin, in Setterich haben mich die Geschwister nicht mehr gemocht“, soll der Extremist berichtet haben. Die muslimische Gemeinde habe ihn für verrückt erklärt, weil er ständig vor dem Höllenfeuer gewarnt habe.
In Waziristan durchlief „Ahmad“ ein terroristisches Ausbildungslager und beteiligte sich anschließend auch an Anschlägen auf das pakistanische Militär. „Er mehrte seine Stunden in den Schützengräben und spezialisierte sich mit seinen engen Freunden auf Minenoperationen“, berichtet Yassin Chouka. Im vergangenen Jahr dann starb „Ahmad, der König von Setterich“ bei einem Drohnenangriff.
Aus Sicherheitskreisen ist zu vernehmen, dass der Tod des nordrhein-westfälischen Islamisten zwar nicht bekannt oder bestätigt, jedoch vermutet wurde. „Ahmad“ ist bereits der vierte Islamist aus Deutschland, der im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet bei einem Drohnenangriff getötet wurde.
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