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„Frisch von dem Gefängnis“ – Solinger Islamisten wieder in der Heimat

von Florian Flade

Fröhlich lächelt er in die Kamera, auf der Rückbank eines Autos sitzend – Robert B. aus Solingen. Er sei froh wieder frei zu sein, sagt der 24-jährige Konvertit. Monatelang hatte Robert B. in Großbritannien in Haft gesessen nachdem er und sein Freund Christian E. im Juli 2011 in der Hafenstadt Dover festgenommen worden waren. Die beiden deutschen Muslime hatten bei ihrer Einreise islamistisches Propagandamaterial im Gepäck.

Im Februar hatte ein Gericht in London Robert B. und Christian E. zu Freiheitsstrafen verurteilt. Weil B. bereits ein halbes Jahr U-Haft abgesessen hatte und weil seine Strafe von einem Jahr zur Bewährung ausgesetzt wurde, ist der Solinger nun frei. Robert B. wurde am 23.März von London nach Frankfurt abgeschoben und kehrte umgehend nach Solingen zurück. Der 28-jährige Christian E. wurde wenige Tage später abgeschoben und lebt nun ebenfalls wieder in Solingen.

Wieder in der Heimat traf Robert B. zunächst seine Mutter, die in den Monaten zuvor verzweifelt versucht hatte Kontakt zu ihrem Sohn in britischer Haft zu bekommen. Nun ist Robert B. frei – von der islamistischen Szene Solingens hat sich der Konvertit allerdings nicht distanziert. Im Gegenteil. Robert B. und Christian E. engagieren sich aktuell im Koran-Verteilprojekt der salafitischen Szene.

Ein Glaubensbruder B.s, scherzt und stellt den Solinger vor: „Frisch von dem Gefängnis aus England! Der Terrorist.“

„An die Bewohner dieses Landes, die noch keine Muslime sind, sie haben Allah sei Dank mit diesem Projekt eine Möglichkeit, einen Koran in sehr sehr schöner Qualität umsonst zu bekommen“, sagt Robert B. in einem jüngst aufgenommenem Video in die Kamera, „Das ist eine Sache die auf jeden Fall genutzt werden sollte! Möge Allah dieses Projekt segnen!“

In Wuppertal und auch in Iserlohn waren Robert B. und offenbar auch Christian E. bei den Informations-Ständen der Salafiten anwesend und verteilten Korane in deutscher Übersetzung.

Beobachter der islamistischen Szene bewerten diese Entwicklung mit großer Sorge. Eine Rückkehr der in Großbritannien festgenommenen deutschen Islamisten in die salafitische Community war von Expertenseite bereits befürchtet worden. Über das Gefangenenprojekt „Ansar ul-Asir“ hatten deutsche Salafiten Briefkontakt zu den inhaftierten Konvertiten gehalten und somit ihren Weg zurück in die Heimatgemeinde geebnet.

Deutsche Terrorverdächtige verlassen Großbritannien

von Florian Flade

Zwei deutsche Islam-Konvertiten, die in Großbritannien wegen Terrorverdacht verurteilt wurden, sind wieder zurück in Deutschland. Beobachter warnen: die hiesige Islamisten-Szene könnte die Ex-Häftlinge als Helden feiern.

Solingen hat einen verlorenen Sohn wieder. Der Islam-Konvertit Robert B. befindet sich nach monatelanger Haft in Großbritannien wieder in der Bergischen Provinz. Am vergangenen Freitag wurde der Terorverdächtige nach meinen Informationen per Linienflug von London aus nach Frankfurt am Main abgeschoben. Von dort ging die Reise in die Heimatstadt Solingen.

Bombenbau-Anleitung im Gepäck

Robert B. (24) und sein Glaubensbruder und Freund Christian E. (28) waren im Juli 2011 bei ihrer Einreise nach Großbritannien festgenommen worden. Die Grenzpolizei in der Hafenstadt Dover hatte die beiden per Fähre angereisten deutschen Konvertiten kontrolliert und war dabei auf islamistische Propagandaschriften gestoßen. Die Solinger hatten mehrere radikalislamische Dokumente auf ihren Laptops, darunter auch das englischsprachige Al-Qaida-Magazin „Inspire“, das eine Bombenbau-Anleitung enthält.

Bereits in Deutschland hatten Sicherheitsbehörden Robert B. und Christian E. im Visier. Die zum Islam konvertierten Männer, die in den vergangenen Jahren Sprachschulen in Ägypten besucht hatten, gelten als überzeugte Islamisten und Logistiker in den salafitischen Netzwerken von Nordrhein-Westfalen.

Bei ihrer Einreise in Großbritannien gaben die Konvertiten aus Deutschland an, sie hätten ursprünglich geplant von Belgien per Flugzeug nach Ägypten zu reisen. Die Flugtickets seien ihnen allerdings zu teuer gewesen, und sie hätten sich stattdessen spontan für eine Reise nach Großbritannien entschieden. Britische Sicherheitsbehörden hingegen vermuten, dass Robert B. und Christian E. vor hatten Glaubensbrüder in Großbritannien zu treffen mit denen sie bereits vor ihrer Einreise Kontakt über das Internet hielten.

Großbritannien hat strengere Anti-Terror-Gesetze

Aufgrund der brisanten Dokumente in ihrem Gepäck wurden B. und E. noch am Tag ihrer Einreise unter Terrorverdacht festgenommen. Nach dem britischen Anti-Terror-Gesetz gilt – anders als in Deutschland – bereits der Besitz von Bombenbau-Anleitungen, wie sie die beiden Deutschen bei sich führten, als Straftat.

Nach der Festnahme im Juli 2011 saßen B. und E. zunächst monatelang in Untersuchungshaft in London, unter anderem im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Aus der Haft heraus hielten die Terrorverdächtigen per Briefwechsel weiterhin Kontakt zu Glaubensbrüdern in Deutschland. In den Briefen, die teilweise veröffentlicht wurden, gaben sich Robert B. und Christian E. kämpferisch.

Briefe aus dem Gefängnis in London

“Es tut gut mit so vielen Brüdern zu sein. Die Haft lässt sich aushalten. Man bekommt sein Essen, man kann Fitness machen und islamische Klassen besuchen, Freitagsgebet gibt es auch“, schrieb Robert B. in Briefen aus dem britischen Gefängnis, „Es ist schön so viel Zeit für Koran lesen zu haben, draußen kam irgendwie immer was dazwischen.“

Im Herbst vergangenen Jahres erhob die britische Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Solinger Konvertiten. Im Februar kam es zur Gerichtsverhandlung. Als Zeugen sagte u.a. auch Marlis B, die Mutter von Robert B. aus, die eigens mit ihrem Anwalt nach London gereist war. Marlis B. hatte in den Monaten zuvor in TV-Sendungen wie etwa der Talkshow „Beckmann“ die Wandlung ihres Sohnes hin zum radikalen Islamisten geschildert.

Haftstrafen für Robert B. und Christian E.

Der Zentrale Strafgerichtshof Old Bailey in London verurteilte Robert B. und Christian E. am 6.Februar zu jeweils 12 beziehungsweise 16 Monaten Haft. Zuvor hatten sich die beiden Angeklagten schuldig bekannt. Die Hälfte der Strafen wurde auf Bewährung ausgesetzt und die bereits abgesessene Untersuchungshaft wird angerechnet. Dies bedeutet: Robert B. darf das Gefängnis verlassen. Christian E. muss theoretisch nach seiner Abschiebung den Rest der Haftstrafe in Deutschland absitzen. Offenbar verzichteten die britischen Behörden jedoch in seinem Fall auf ein Gesuch an die deutsche Justiz die verbleibende Haftstrafe in Deutschland zu vollstrecken.

Wie aus Großbritannien erfuhr, soll Christian E. nach wochenlanger Abschiebehaft am heutigen Dienstag nach Deutschland ausgeflogen werden. Ob die Abschiebung aufgrund der aktuell herrschenden Streiks an vielen deutschen Flughäfen stattfinden kann, ist unklar.

Solinger Moschee inzwischen „Hort des Islamismus“

In der Heimatstadt von Robert B. und Christian E. hat sich seit ihrer Abwesenheit und anschließenden Festnahme einiges getan. Der islamistische Prediger Mohammed M. alias „Abu Usama al-Gharib“ aus Österreich hat den kleinen Moschee-Verein übernommen, in dem B. und E. lange Zeit verkehrten. Inzwischen heißt die Gemeinde „Millatu Ibrahim e.V.“ und gilt als Hort des radikalen Islamismus. Die Anhänger des Moschee-Vereins, so warnen Verfassungsschützer, seien mehrheitlich Befürworter des bewaffneten Dschihad.

Das Treiben der Salafiten-Bewegung „Millatu Ibrahim“ hat mittlerweile auch die Lokalpolitik auf den Plan gerufen. Nach Bürgerprotesten und Aufmärschen der rechtspopulistischen Bewegung „Pro NRW“ organisierte die Stadt Solingen im Februar einen Informationsabend zum Thema Salafismus. Besorgte Eltern, die befürchten ihre Kinder könnten von den Islamisten missioniert werden, informierten sich und forderten gleichzeitig Polizei und Stadtverwaltung zum Handeln auf.

Wiedereingliederung von Robert B. in die Gesellschaft gefordert

Aufgrund dieser aufgeladenen Stimmung in Solingen, sehen viele Beobachter in der Rückkehr des Konvertiten Robert B. in seine Heimatgemeinde einen Test-Fall für die örtlichen Behörden. Die Islamismus-Expertin Claudia Dantschke vom „Zentrum für Demokratische Kultur“( ZDK) in Berlin befürchtet, der nun aus britischer Haft entlassene Robert B. könnte erneut in extremistische Kreise abrutschen. „Es besteht durchaus die Gefahr, dass der Konvertit von den Solinger Islamisten von Millatu-Ibrahim jetzt als Symbolfigur missbraucht wird“, so Dantschke.

„Die Stadt sollte jetzt alle Anstrengungen darauf konzentrieren, die Mutter von Robert B. dabei zu unterstützen, ihm eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen“, fordert die Expertin. Als gläubiger Muslim brauche der Konvertit aber auch eine religiöse Heimat: „Hier sind die Mocheegemeinden in Solingen gefordert.“

Bislang ist nicht bekannt, ob Robert B. nach seiner Rückkehr nach Solingen Kontakt zu seiner Mutter aufgenommen hat. Deren Anwalt war heute nicht erreichbar. Aufgrund der Äußerungen von Robert B. in den vergangenen Monaten ist allerdings wohl eher davon auszugehen dass der Solinger sich wieder in die Moschee-Gemeinde eingliedern wird, die er im Juli 2011 verlassen hatte. Man darf gespannt sein auf den ersten Youtube-Auftritt des Ex-Häftlings Robert B.  – vielleicht ja sogar an der Seite von Mohammed M. (Abu Usama al-Gharib) und Denis C. (Deso Dogg).

German Terror Suspects in UK – Robert & Christian´s Mysterious Journey

by Florian Flade

The pair seemed rather nervous when British border police asked the two German nationals what their reason for entering the UK was. They originally had planned to travel to Brussels, Robert B. (23) and Christian E. (28) told the police officers in Dover, the coastal town where they had arrived via ferry on July 15th. Plane tickets were too expensive, the two Germans said, so they decided to travel to London instead.

The police officers became suspicious and checked the luggage of both men. What they found was not really the usual tourist equipment: Jihadi propaganda material as documents and a laptop computer bearing an Al-Qaida flag as a sticker. Robert B. and Christian E. were arrested as terror suspects.

A few weeks later British prosecution accuses the two German converts of possessing material which can be used to build bombs and explosives and to plan terrorist attacks in the UK. Amongst the material found when B. and E. had entered the UK was a document titled „How to build a bomb in your Mom´s kitchen“ – a article from the English-language Online magazine „Inspire“ produced by Al-Qaida in Yemen. „44 Ways of supporting Jihad“, a essay by US-Yemeni cleric Anwar al-Awlaki was also part of the material in E. and B.´s possession.

In Solingen, a mid-size town in Western Germany, the Muslim community was shocked by the news of the two men´s arrest in Britain: Robert B. and Christian E. are both from Solingen.

Back in 2010 Robert B.´s mother had contacted the German Verfassungsschutz (Interior intelligence agency), told them about her son´s behavior. Robert, a shy and very friendly young boy, wanted to join the military when he was 17 and later successfully finished an apprenticeship. Soon after came in contact with Salafi Islam. Robert´s father had died a few years ago, his mother tells, only three days before his 13th birthday. Within Solingen´s Salafi community the White convert found new friends and an environment he was happy in. That was in January 2009.

„He only talked about paradise, about infidels going to hell and that I should wear a burqa“, Robert´s mother says. Her son began wearing long robes, reading the Quran and was regularly visiting mosques and lectures by fellow convert and Salafi preacher Pierre Vogel. Week after week Robert B. who called himself „Abdel Rahman“ was not sleeping at home in his bed but instead spent nights in the mosque.

There he had met another White convert, Christian E. aka „Abdul Malik“ , who had converted to Islam back in 2003. E., a blonde and blue-eyed 28 year-old man, who loves ice hockey and Rap music, was a well-known figure in the radical Salafi community, somebody keeping a low-profile but was known to German counter-terrorism. As the two befriended, both converts were monitored because of their behavior. My sources say B. and E. were known supporters of Jihad, and also important figures within Germany´s Islamist community regarding travels to the Pakistani terror camps.

B. and E. traveled to the Middle East themselves last year. In Egypt the converts planned to learn Arabic. Due to the political unrest and serious money issues both of them returned to Germany earlier this year.

In one of the mosques in Solingen Robert B. and Christian E. visited the Friday prayers on a regular basis. Very often both of them stayed after the lecture, sitting in the mosque with their laptops, talking to other Muslims and the Imams. The mosque leaders remember the converts as nice and pretty calm people, not talking about politics or Jihad openly.

„One day, police showed up“, a mosque official told me, „they told me Abdul Malik and Abdel Rahman were in contact with dangerous people. I should not let them infiltrate the community. So I decided to ask them to leave the mosque and they did without protesting.“

Christian E. was living at various places in Solingen before moving to a different mosque („Masjid Ar-Rahman“) where his name even appeared on the mailbox. It seems like the Salafi mosque „Deutsch-Islamistes Zentrum“ in the North of Solingen became his home before he travelled to Britain in July.

Still unknown is the reason for the convert´s journey to England. It is very likely one or both of them have been in touch with Islamists in the UK, possibly via Facebook. In recent months the connection between UK and German Islamists has grown stronger, mainly through the cooperation of Salafi Media. Question remains why Robert B. and Christian E. did not even try to hide the propaganda material they were importing to the UK.

The father of Christian E. says his son is not a terrorist. All material found in Christian´s luggage „is freely available on the Internet by everyone“, he says. According to British Anti-Terror Laws the possession of material that can be used to plan and carry out a terrorist attack is a crime that can lead to several years in prison.

Up to August 24th both Germans are held in custody at Belmarsh Prison in London. The next hearing is scheduled in the coming days. During the first hearing back in July, Christian E. and Robert B. did refuse to rise for the judge and instead told the court they would only submit themselves to Allah.

A lawyer from Solingen is now trying to get access to Robert B.. He says he will try to visit the arrested terror suspect, who is held in single detention and is under constant survaillance, together with B.´s mother next week. The lawyer fears a long prison term if Robert B. is sentenced in the UK. Therefore he is planning to get him sent back to Germany so he can be put on trial there.