von Florian Flade
Eine amerikanische Internetseite bietet Terroristen zur spirituellen Adoption an. Erklärtes Ziel des christlichen Betreibers ist es, den Terror durch Gebete stoppen. Angeblich zeigt die bibeltreue Terrorabwehr bereits erste Erfolge.

Pro Jahr kostet der Kampf gegen den Terror den Westen mehrere Milliarden Euro. Kriege werden geführt, Bürgerrechte mit höchst umstrittene Überwachungsmaßnahmen beschnitten, Drohnen auf Terroristenjagd geschickt und Körperscanner an Flughäfen platziert. Ginge es nach Thomas Bruce, so gebe es eine wesentlich einfachere, kostengünstigere und dabei effektivere Form der Terrorabwehr: Beten.
Der gläubige Christ Thomas Bruce aus Colorado Springs ist Betreiber der Webseite „Adopt A Terrorist For Prayer“, einer Plattform auf der international gesuchte Terroristen von Usern „adoptiert“ werden können. Adoptiert meint, die islamistischen Gotteskrieger werden vom jeweiligen User in dessen Gebete eingeschlossen. Spirituelle Terrorabwehr durch Nächstenliebe quasi. „Wo bleibt die christliche Antwort auf Terrorabwehr?“ heißt es auf der Internetseite. Die Antwort: Bin Laden & Co. sollen gemäß des Bibelverses Matthäus 5:44 „Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen“ in Gebeten von ihren mörderischen Absichten geheilt werden.
165 den FBI Most-Wanted Listen entnommene Terroristen stehen derzeit auf „Adopt A Terrorist For Prayer“ zur Gebetsadoption bereit. In einer Kurzbiografie erfahren Interessierte, weshalb der jeweilige Extremist als gefährlicher Terrorist oder Terror-Unterstützer gilt.
Zu den angebotenen Adoptiv-Kandidaten gehören bekannte Terror-Größen wie Osama Bin Laden und dessen Stellvertreter Ayman Zawahiri, aber auch Talibanführer Mullah Mohammed Omar, der nigerianische Unterhosenbomber Umar Farouk Abdulmutallab und der Fort Hood Amokschütze Major Nidal Hassan.
Al-Qaida Führer Bin Laden scheint die meisten User für ihre Anti-Terror-Gebete zu begeistern, er wurde bereits von 16 anonymen Personen adoptiert. Beliebt sind bei den bibeltreuen Internetnutzern auch im Westen aufgewachsene Dschihadisten, darunter der „American Taliban“ John Walker Lindh und junge Amerikaner somalischer Abstammung, die derzeit im somalischen Bürgerkrieg auf der Seite militanter Islamisten kämpfen.
Pastor Thomas Bruce rief seine Webseite zur Nächstenliebe für Terroristen vor drei Jahren mit dem Ziel ins Leben, den islamistischen Terror gegen Amerika mit der Kraft von Gebeten zu bekämpfen. Inzwischen haben sich bereits über 900 Personen auf der Internetseite registriert, und teilweise individuell auf Terroristen zugeschnittene Gebete verfasst und publiziert. Profit werfe das Projekt jedoch nicht ab, so Bruce auf Nachfrage.
„Die Hauptabsicht ist es, mit dem Gebet einen Einfluss auf den Krieg gegen den Terrorismus zu haben“, so sagte mir der Webseiten-Betreiber Thomas Bruce, „um so die Herzen und den Verstand der Leute zu verändern, die Terroranschläge ausüben.“ Terror habe zum Ziel ganze Nationen in Angst zu versetzen. „Menschen mit der Liebe Gottes zu betrachten, das hilft uns die Angst zu überwinden“, so Bruce, „Die Heilige Schrift sagt, Liebe vertreibt Angst.“ Angst vor Terrorismus zu haben bedeute schließlich den Terroristen die Kontrolle zu überlassen. Dem mit Liebe zu begegnen, versetze die andere Seite in Kontrolle, meint der Pastor.
Bruce diente 2008-2009 als Reservist und Militärpriester im Irak, und erlebte Terror dort selbst hautnah. „Ich war an einem ziemlich gefährlichen Ort“, so Thomas Bruce. Heute glaubt er, der Erfolg von Gebeten gegen den Terrorismus sei bereits klar erkennbar. „Zum Beispiel die Tatsache, dass es in Amerika seit 9/11 keinen ernsthaften Terroranschlag gab“, meint Bruce, „Viele Leute beten dass die Terroristen in ihren Plänen scheitern.“
Dass sich auf der Liste seiner zur religiösen Adoption angebotenen Terroristen nur Personen aus dem islamistischen Spektrum finden, lässt sich laut Bruce leicht erklären: „Es ist konzentriert auf jene Gruppe, vor der die Amerikaner am meisten Angst haben.“ Aber selbstverständlich lohne es sich auch für Neonazis, militante Umweltschützer oder andere Formen von Terrorismus zu beten.
Bislang erntete der bibeltreue Webseiten-Betreiber laut eigener Aussage mehrheitlich Zustimmung für sein Projekt. Viele kritische Stimmen verurteilen das spirituelle Angebot an Amerikas Feinde jedoch als kontraproduktiv und schwachsinnig. Thomas Bruce betont, er spreche die Terroristen keinesfalls von ihrer Schuld frei. Er befürworte die Strafverfolgung und Bestrafung, sowie die amerikanischen Militäreinsätze im Irak und Afghanistan.
„Aber gibt einen Unterschied zwischen einer religiösen Antwort und der Antwort der Regierung“, sagte mir Bruce, „Die Regierung kann nicht so vergeben wie Gott, und die Regierung schickt Leute nicht in den Himmel oder in die Hölle.“
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