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Düsseldorfer Salafist als Kämpfer in Syrien

von Florian Flade

pic_28052013Islamistische Kämpfer in einem syrischen Ausbildungslager

Schon im Alter von 16 Jahren ließ Kerim B. keinen Zweifel aufkommen, worum es ihm im Leben geht. „Ich lebe nur für Allah und werde von daher mein Leben mit meiner Familie den Islam widmen“, schrieb B. vor fünf Jahren in einer Art Kurzbiografie über sich in einem muslimischen Internetforum. Er sei ein „stolzer und sehr gläubiger Moslem“ und suche eine „gläubige, vernümpftige, anstendige Frau mit Hijab (Kopftuch)“.

Der heute 21-jährige Kerim B., Sohn eines Niederländers und einer Türkin, wuchs im nordrhein-westfälischen Kleve auf. Zuletzt lebte er in Düsseldorf. Jetzt heißt seine neue Heimat: Syrien.

Kerim B., in Deutschland als radikaler Salafist unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden, ist vor kurzem nach Syrien ausgereist und kämpft derzeit im syrischen Kriegsgebiet rund um die Stadt Aleppo auf. Er soll sich dort der Rebellengruppe „Jugend der Armee Mohammed im Land von Scham“ angeschlossen haben.

Ein Foto, das mir vorliegen, zeigt Kerim B. alias „Abu Zulfiqar“, mit kahlrasiertem Kopf und Bart, in einem langen Gewand auf einer Wiese irgendwo in Syrien sitzend. In den Händen hält er ein AK-47-Sturmgewehr.

Der Düsseldorfer Salafist Kerim B. ist nur einer von mehr als vier Dutzend Islamisten aus Deutschland, die sich aktuell in Syrien aufhalten sollen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) führt eine interne Liste der „Syrien-Reisenden“. Mehr als 50 Personen befinden sich mittlerweile darauf. Junge Männer und Frauen aus Berlin, Düsseldorf, Kassel, Pforzheim und Karlsruhe. Und die Zahl wächst stetig.

Im vergangenen Jahr zählten die Sicherheitsbehörden nur rund 10 Ausreisen mit Ziel Syrien. Inzwischen, so heißt es aus Sicherheitskreisen, setzten sich beinahe monatlich salafistischen Extremisten aus Deutschland dorthin ab. In der Regel reisen sie über die Türkei nach Nord-Syrien und halten sich dann zunächst rund um die Rebellenhochburg Aleppo auf.

Welchen Rebellengruppen sich die Islamisten aus Deutschland letztendlich anschließen, können Nachrichtendienste häufig nur erahnen. Wer reist zum Kämpfen nach Syrien, wer will lediglich humanitäre Hilfe leisten? Schließt sich ein deutscher Salafist eher den Nationalisten unter den Rebellen an, oder landet er in den Reihen der Al-Qaida-nahen Gruppen?

Die Analyse der Ausreisen ist eine Sisyphos-Arbeit. Viele Ausreisen in das Kriegsgebiet registrieren die Behörden erst zu spät. Wenn die Person längst weg ist. So wie im Fall Kerim B..

In Deutschland stand der junge Salafist aufgrund seiner extremistischen Einstellung im Fokus der Sicherheitsbehörden. Die Staatsschutzabteilung der Düsseldorfer Polizei führt ihn seit mehr als zwei Jahren als potentiellen islamistischen Gewalttäter.

Grund dafür ist wohl auch ein Zwischenfall, der sich am 17. April 2011 ereignete. Vor einer Moschee unweit des Düsseldorfer Bahnhofs wollten Polizeibeamte eine Personenkontrolle durchführen, nachdem ihnen drei junge Salafisten aufgefallen waren. Was dann geschah, dokumentiert ein vertraulicher vierseitiger Bericht des Staatsschutzes (VS- „Nur für den Dienstgebrauch“).

„Guck mich nicht an, du Wichser!“, rief einer der Männer den Polizisten entgegen. Daraufhin kam es zu einem Handgemenge bei dem die Beamten Pfefferspray einsetzten. Einer der Männer, Mounier el-A. aus Düsseldorf, konnte festgenommen werden. Die beiden anderen konnten flüchten. Einer von ihnen: der damals 18-jährige Kerim B..

Beim erneuten Antreffen der Salafisten, heißt der Staatsschutzbericht an, sollten Polizeibeamte einen „Beobachtungs- und Feststellungsbericht – Islamistischer Terrorismus“ anfertigen.

Die Sorge ist groß, dass einige der kampferprobten Syrien-Veteranen wie Kerim B. nach ihrer Rückkehr zur Gefahr für Deutschland werden. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre aus Dschihad-Gebieten wie Afghanistan, dem Irak, Pakistan oder Somalia zeigt: der Krieg der islamistischen Extremisten ist keine Einbahnstraße.

Nicht selten radikalisieren sich Personen durch die Kriegserfahrung und kehren als gewaltbereite Dschihadisten in ihre Heimatländer zurück. „Es gibt eine Reihe von Enttäuschten“, warnte vor kurzem der Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, „Auf die müssen wir besonders aufpassen, da sie möglicherweise mit Waffenerfahrung zurückkommen.“

Deutscher Salafist in Slowenien verhaftet

von Florian Flade

Österreichische Behörden jagten einen Islamisten aus Baden-Württemberg. Der Konvertit soll mit seiner Ehefrau Einbrüche begangen haben. Er steht zudem unter Terrorverdacht und gilt als radikaler Extremist. Jetzt wurde er in Slowenien festgenommen. 

Quelle: Youtube

Die österreichischen Polizisten glaubten, sie hätten die Einbrecher endlich gestellt. In einem Wald am Lamprechtsberg in Kärnten entdeckten die Beamten vor knapp zwei Wochen eine Art Waldlager mit Zelt, Schlafsäcken, Decken und Tüten. Da in der Region in jüngster Zeit insgesamt 26 Almhütten aufgebrochen und ausgeraubt wurden, waren sich die die Polizisten ihrer Sache sicher. Doch bei der Personenkontrolle waren sie überrascht: Bei dem Pärchen handelte keineswegs um ein gewöhnliches Verbrecherpaar, sondern um radikale Islamisten. Die „Waldmenschen“ waren der deutsche Salafist Gabriel K. (27) sowie dessen Lebensgefährtin Esin A. (25).

Bei Esin A. und ihrem drei Monate alten Säugling hatten die Beamten leichtes Spiel: Sie konnten sie festnehmen. Nicht aber Vater Gabriel K.: Ihm gelang zunächst die Flucht. Er entzog sich der Festnahme und flüchtete über die Grenze nach Slowenien. Aufgrund der Almhütten-Einbrüche erließ die Staatsanwaltschaft Graz umgehend Haftbefehl gegen K.. Insgesamt 26 Almhütten sollen der Salafist und seine Lebensgefährtin seit Herbst 2011 aufgebrochen und ausgeraubt haben. Dabei erbeuteten sie Kleidung sowie ein Jagdgewehr und mehrere Schuss Munition.

Nun wurde nach meinen Informationen auch Gabriel K. festgenommen. Am Morgen des 30.Juli kontrollierten Polizisten in Velenje in Nord-Slowenien einen Mann, der sich als der in Österreich gesuchte Salafist entpuppte. Die Beamten versuchten K. festzunehmen. Dieser wehrte sich, flüchtete an einen See und griff wenig später die Polizisten mit einem Messer an. Schließlich konnte K. überwältigt werden und sitzt derzeit in Slowenien in Haft.

Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte mir gestern, dass der deutsche Staatsbürger am 30.Juli in Slowenien festgenommen wurde und seitdem von der deutschen Botschaft konsularisch betreut wird.

In Deutschland hatte die Polizei Gabriel K. seit längerem im Visier. Sicherheitsbehörden stufen ihn seit längerem als radikalen Islamisten ein. Der Konvertit stammt aus Schwäbisch Gmünd bei Stuttgart. Er wurde als Sohn einer christlichen Missionarsfamilie in Japan geboren, der Vater ist Amerikaner, die Mutter Deutsche. Der Konvertit kam 1998 nach Deutschland. Ein Freund führte Gabriel K. an den Islam heran. Anfang 2006 konvertierte der Missionarssohn schließlich. Aus Gabriel K. dem evangelischen Christen wurde der salafistische Muslim „Dawud“. Kurze Zeit später konvertierte auch K.s Mutter, sowie die 13-jährige Schwester und der 11-jährige Bruder zum Islam.

Den Informationen zufolge ordnen die deutschen Staatsschützer Gabriel K. den „takfiris“ zu, jener Gruppe von radikalen Islamisten die andere Muslime als „Ungläubige“ bezeichnen, die andere Auffassungen des Glaubens vertreten wie sie. K. soll derart radikale Ansichten vertreten haben, dass er in vielen salafistischen Gemeinden keinen Anschluss fand.

Gabriel K. geriet nicht zum ersten Mal in die Fänge der slowenischen Polizei. Bereits im Oktober 2010 griffen Polizisten den baden-württembergischen Salafisten und seine Lebensgefährtin in einem Waldstück in Slowenien auf. Nur zufällig stießen damals zwei Polizeibeamte auf das fundamentalistische Paar und stellten bei einer Personenkontrolle fest, dass K. aufgrund eines deutschen Haftbefehls gesucht wurde. Er gehörte nach den Erkenntnis der Sicherheitsbehörden schon damals zu einem Kreis radikaler Salafisten, die rund um das inzwischen geschlossene „Multikulturhaus“ in Neu-Ulm verkehrten. Mehrere Islamisten aus K.s Bekanntenkreis setzten sich in den vergangenen Jahren zwecks Arabisch-Studium nach Ägypten ab. Einige der Neu-Ulmer Salafisten, darunter auch der vor kurzem in der Türkei gefasste Konvertit Peter B., sollen versucht haben, sich in terroristische Ausbildungslager in Pakistan zu begeben.

Die slowenische Polizei lieferte Gabriel K. im Dezember 2010 nach 30 Tagen Haft nach Deutschland aus. Die Staatsanwaltschaft in Schwäbisch Gmünd klagte den 27-jährigen Baden-Württemberger im Früjahr 2011 wegen „Anwerbung für fremden Wehrdienst“ an. Die Richter entschieden jedoch, dass Gabriel K. aufgrund einer ausgeprägten Psychose schuldunfähig ist. Der Islamist kam auf freien Fuß.

K.s Ehefrau Esin A. blieb zunächst in Slowenien in Haft, wurde dann aber nach Österreich abgeschoben. Kurze Zeit später griff sie in einem Waldstück an der österreichisch-slowenischen Grenze eine Polizeistreife an. Die Salafistin hatte die Polizeibeamten in ihrem Auto mit einer Axt attackiert, als diese sich ihrem Waldversteck genähert hatten. Im Schnellverfahren verurteilte sie ein slowenisches Gericht zu drei Monaten und 15 Tagen Haft. Nach dem Absitzen der Haftstrafe reiste sie umgehend nach Österreich aus. Ihr Ehemann Gabriel K. verließ offenbar kurze Zeit später Deutschland und folgte seiner Frau nach. Seitdem hauste das Salafisten-Paar in österreichischen Wäldern.

Deutsche Dschihadisten festgenommen 2012

von Florian Flade

In den vergangenen Monaten ging es Schlag auf Schlag. Ein Dschihadist mit Deutschland-Bezug nach dem anderen wurde irgendwo auf der Welt festgenommen. Darunter so terroristische Cosmopoliten wie Naamen Meziche und Emrah Erdogan.

Da einige Leser offenbar mit den Namen, Orten und Daten nicht hinterher kommen und eine Übersicht wünschten, hier nun die Liste der Dschihadisten mit Deutschland-Bezug, die in den letzten Monaten festgenommen wurden:

  • Mohamed D. – 1.Mai – Somalia (vermutlich Al-Shabaab)
  • Fatih T. – Anfang Juni – Türkei (Deutsche Taliban Mudschaheddin)
  • Emrah Erdogan – 10.Juni – Tansania (IBU, Al-Qaida, Al-Shabaab)
  • Naamen Meziche – Mitte Juni – Pakistan (Al-Qaida)
  • Peter B. – 27.Juni – Türkei (IBU)