von Florian Flade
Ein deutscher Islamist aus Nordrhein-Westfalen kämpft für al-Qaida in Syrien und stößt in einem Video Drohungen aus. Deutschen Sicherheitsbehörden ist der Extremist schon bekannt.
„Mein Name ist Abu Osama, ich komme aus Deutschland“, sagt der Mann mit dem rotbraunen Bart und den türkisblauen Augen in akzentfreiem Deutsch. In der Hand hält er dabei ein Sturmgewehr. „Ich bin nach Syrien ausgewandert (…). Ich habe mich der Karawane des Dschihads angeschlossen.“
Ein zum Islam konvertierter Deutscher wirbt in einem Propagandavideo aus Syrien für den Terrorkrieg der Al-Qaida. Er ruft deutsche Muslime auf, ihm in den „Heiligen Krieg“ zu folgen. Und er droht den „Ungläubigen“. Wer ist der Mann, der sich „Abu Osama“ nennt?
Seit dem Wochenende analysieren Fachleute des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) das Al-Qaida-Video, über das die „Welt“ exklusiv berichtet hatte. Der Abteilung Sechs des Verfassungsschutzes, zuständig für „Islamistischen Extremismus und Terrorismus“, gelang es inzwischen, „Abu Osama“ zu identifizieren. Es soll sich demnach um Philip B., einen 26-jährigen Konvertiten aus dem nordrhein-westfälischen Dinslaken, handeln.
Nach Informationen der „Welt“ gingen beim Verfassungsschutz seit dem Auftauchen des Propagandavideos im Internet mehrere Hinweise von Bürgern ein, die Philip B. erkannt hatten. Insbesondere ein markantes Tattoo am Hals verriet offenbar den Dinslakener.
Philip B. soll im Jahr 2009 zum Islam konvertiert sein. Zuletzt verkehrte der ehemalige Pizza-Bote und begeisterte Fußballer in der radikalislamischen Szene. Der Verfassungsschutz stuft ihn als Anhänger des Salafismus ein. Zusammen mit mindestens vier weiteren Salafisten aus der Region Dinslaken soll Philip B. vor einigen Monaten nach Syrien gereist sein. Wie seine Mitstreiter soll der Konvertit für seine Familie einen Abschiedsbrief hinterlassen haben.
Die ausgereisten Islamisten gingen gemeinsam zur Berufsschule und reisten wohl zusammen per Auto in die Türkei. Anschließend fuhren sie weiter nach Syrien. Dort schlossen sich die Islamisten aus Deutschland offenbar der Terrororganisation „Islamischer Staat im Irak und Levante“ (englische Abkürzung ISIS) an, die als Ableger des Al-Qaida-Netzwerkes gilt.
Am Wochenende veröffentlichte ISIS ein Propagandavideo, in dem Philip B. alias „Abu Osama“ zu sehen ist. Es ist der erste Videobeweis dafür, dass ein deutscher Islamist in den Reihen des Al-Qaida-Ablegers kämpft.
„Die Kuffar („Ungläubige“, Anmerkung der Red.) sollen über die Worte nachdenken und sich uns anschließen“, warnt Philip B. in seinem Drohvideo. „Ansonsten seid ihr unsere Feinde und wir werden euch bekämpfen!“
Dem 26-jährigen Nordrhein-Westfalen scheint es bei seinem Kampfeinsatz in Syrien nicht nur um das Assad-Regime zu gehen. So schrieb er gerade erst auf seiner persönlichen Seite: „Sogar in Vietnam hat Amerika verloren. Was wollen sie dann erst gegen Jugendliche machen, die den Tod mehr lieben als sie das Leben!!!“