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„Verrat mir, wo du bist“ – Siri und der Islam

von Florian Flade

Die Sprachsteuerung „Siri“ auf Apples iPhone und iPad ist ein hilfreicher Service. Doch wer nach dem Islam fragt, bekommt eine fragwürdige Antwort.

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„Siri“ hilft wo sie kann. Apples Sprachsteuerung mit der sympathischen Stimme, lässt den Nutzer automatisch Kontakte auswählen, SMS und E-Mails verschicken. Und präsentiert auf Nachfrage interessante Online-Artikel zu diversen Themen.

Wer sich etwa für die Religionen Christentum und Judentum interessiert, der bekommt von „Siri“ die entsprechenden Wikipedia-Artikel angeboten. Anders jedoch bei der Frage nach dem „Islam“.

Da liefert „Siri“ zunächst keinen hilfreichen Artikel aus dem Netz sondern verlangt etwas vom Nutzer. „Verrat mir zuerst, wo du bist“, fordert die Stimme aus dem Smartphone. „Aktiviere dazu in den Einstellungen unter ´Datenschutz` sowohl die Option ´Ortungsdienste` als auch unter ´Ortungsdienste` die Option Siri.“

Wie kann das sein? Wieso will die Apple-Software, dass ein Nutzer, der sich für den Islam interessiert, seinen Standort verrät? Ist alleine der Suchbegriff schon so verdächtig, dass der iPhone-Nutzer geortet werden muss? Was passiert mit den Ortungsdaten?

Die Pressestelle von Apple Deutschland konnte ich in den vergangenen Tagen nicht erreichen. Eine E-Mail-Anfrage blieb bislang unbeantwortet.

Möglicherweise gibt es eine einfache Erklärung für die Programmierung. Vielleicht liefert die Apple-Software in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Artikel zum Thema „Islam“ und will deshalb sicher gehen, wo sich der Nutzer gerade aufhält.

Interessant ist jedoch: Wählt man bei den Spracheinstellungen „Englisch“ aus, dann liefert „Siri“ ohne zu Zögern den Wikipedia-Artikel zu „Islam“. Mit französischer und deutscher Einstellung allerdings wird nach den Standort-Daten gefragt.

Man darf auf die Antworten von Apple gespannt sein…

UPDATE:

Offenbar scheinen nicht alle iOS-Versionen bei der Frage nach „Islam“ den Standort zu verlangen. Einige liefern offenbar die korrekten Wikipedia-Artikel. Andere wiederum liefern bei der Preisgabe der Standort-Daten Adressen von umliegenden Moscheen.

„MyJihad“ – US-Muslime kämpfen gegen Extremisten

von Florian Flade

In den USA kämpfen Muslime mit einer ungewöhnlichen Kampagne gegen Extremismus im Namen der Religion. „MyJihad“ ist ein Projekt, das für mehr Toleranz unter Religionsgruppen wirbt.

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Quelle: myjihad.org

Wer dieser Tage in Chicago unterwegs ist, der wird auf einigen Bussen eine ungewöhnliche Werbekampagne entdecken. Junge Männer und Frauen, manche dunkelhäutig, einige mit Kopftuch, lächeln freundlich von Plakaten. Daneben Sätze wie: „Mein Dschihad ist es, Freundschaften über Differenzen hinaus zu bilden – Was ist deiner?“.

„MyJihad“ heißt die Werbekampagne, die US-amerikanische Muslime des „Council on American-Islamic Relations“ am 11.Dezember in Chicago starteten. Es ist ein bislang beispielloses Projekt im Kampf gegen Extremisten und Fanatiker in der Religion. Gerichtet gegen all jene, die den Islam missbrauchen und theologische Texte zum Zwecke der Gewalt und des Terrorismus interpretieren.

„Taking Back Islam“, den Islam zurück zu gewinnen, so das Hauptanliegen der Initiatoren. Gleichzeitig wollen sie für mehr Toleranz zwischen den Religionsgemeinschaften werben. Die Kampagne richtet sich dabei sowohl an Muslime als auch an Nicht-Muslime. Sie alle sollen mit dem Begriff „Dschihad“ eben nicht jenen gewaltsamen Krieg gegen die „Ungläubigen“ verbinden, wie ihn Al-Qaida, Hamas & Co. verwenden. Dschihad bedeute schließlich in allererster Linie nichts anderes als „Anstrengung“, „Einsatz“ und den „Kampf mit sich selbst“, erklären die Initiatoren auf ihrer Webseite.

Und tatsächlich soll der islamische Prophet Mohammed einst erklärt haben, es gebe drei Kategorien von Dschihad. Den gegen sich selbst, den Kampf gegen den Teufel und den Kampf gegen den sichtbaren Feind. Wobei letzter als „kleiner Dschihad“ bezeichnet wird. Oder wie es der Prophet nach einer Schlacht gesagt haben soll: „Wir kehren vom kleineren Dschihad zum größeren Dschihad zurück – dem Kampf gegen uns selbst.“

Das Projekt „MyJihad“ erhält im Internet, bei Facebook, Youtube und Twitter, beachtlichen Zuspruch. Über 5.000 Fans zählt die „MyJihad“-Facebookseite mittlerweile. Auf Twitter nutzen User den Hashtag „#MyJihad“ um kundzutun, was sie als ihre heilige Pflicht empfinden. Sie kreieren ihre eigenen Slogans.

„Mein Dschihad ist es, für dich zu beten, selbst wenn du gegen mich betest“, schreibt beispielsweise Twitter-Nutzerin. „Mein Dschihad ist es, Menschen nicht nach ihrem Äußeren zu bewerten“, lautet eine andere Twitter-Nachricht. Wieder andere twittern aus dem Ausland: „Mein Dschihad ist es, Demokratie nach Ägypten zu bringen.“

Die Kampagne, die bislang nur im Internet und auf Bussen in Chicago für Aufmerksamkeit sorgt, trifft bereits jetzt auf Gegenwind. Islamkritische Aktivisten der „American Freedom Defense Initiative (AFDI)“ haben angekündigt eine Gegen-Kampagne zu starten. Sie sollen planen, Werbeflächen auf Bussen zu mieten und diese mit Zitaten von islamischen Extremisten wie Osama Bin Laden versehen.

 

„Wir opfern unser Blut für deine Ehre!“ – Hisbollah ruft zu weltweiten Protesten

von Florian Flade

Quelle: Youtube

Sayyid Hassan Nasrallah – Anführer der Hisbollah

Es war ein seltener Auftritt am vergangenen Montag in Libanons Hauptstadt Beirut. Der Führer der Hisbollah, Sayyid Hassan Nasrallah, hatte sich seit Jahren nur noch per Videobotschaft an seine Anhängerschaft gewandt. Zu groß war die Angst vor israelischen Attentatsversuchen. Am Montag nun trat Nasrallah vor eine jubelnde Menge tausender Hisbollah-Anhänger. Es galt, die Ehre des Propheten Mohammed zu verteidigen.

„Prophet Gottes, wir werden uns, unser Blut, unsere Familien und unser Geld für deine Ehre opfern!“, rief der Hisbollah-Chef den Massen zu. In den Tagen zuvor hatte ein Schmähvideo über den islamischen Propheten Mohammed weltweit für gewalttätige Proteste gesorgt. In Libyen starben amerikanische Diplomaten bei einem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi, im Sudan attackierte der wütende Mob die deutsche Botschaft und setzte sie in Flammen.

Hassan Nasrallah heizte die Stimmung am Montag weiter an. „Die Welt muss unsere Verbindung zu Gottes Propheten verstehen“, sagte er, „Amerika muss verstehen dass die Veröffentlichung dieses Filmes gravierende Konsequenzen auf der ganzen Welt haben wird!“ Bereits am Sonntag hatte der Hisbollah-Anführer in einer TV-Ansprache erklärt, das Mohammed-Video sei der „schlimmste Angriff auf den Islam jemals“.

Offenbar findet der Aufruf Nasrallahs an diesem Freitag Gehör – auch in Deutschland. Bislang blieben hierzulande die wütenden Proteste gegen die Mohammed-Beleidigungen bislang aus. Für den heutigen Freitag allerdings wurden erste Demonstranten angemeldet. Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden handelt es sich dabei wohl mehrheitlich um Kundgebungen aus schiitischen Glaubensgemeinden. Die Veranstalter, so hört man aus Sicherheitskreisen, seien dem Hisbollah-Umfeld zuzurechnen.

In Freiburg, Karlsruhe, Münster, Dortmund, Cuxhaven und Hannover sind für heute Demonstrationen gegen die Mohammed-Verunglimpfungen angekündigt worden. Sowohl in Freiburg als auch in Münster sind offenbar Hisbollah-nahe Personen bzw. Vereine Veranstalter. Alleine in Freiburg, wo ein gebürtiger Libanese die Protestaktion angemeldet hat, werden bis zu 800 Demonstranten erwartet. In Karlsruhe könnten nach Einschätzung der Behörden bis zu 1000 Menschen demonstrieren.

Aus dem salafistischen Spektrum erwarten die Behörden bislang keine organisierten Protestveranstaltungen. Innerhalb der Szene werde der Mohammed-Film, als auch die französischen Karikturen des Magazins „Charlie Hebdo“ und das angekündigte Cover des deutschen Titanic-Magazins heftig diskutiert. „Das Hintergrundrauschen ist vergleichbar mit dem im Vorfeld der Proteste von Bonn und Solingen im Mai“, sagte mir ein Vertreter der Sicherheitsbehörden. In passwortgeschützten Internetforen und in öffentlich zugänglichen Chats diskutiere die Salafisten-Szene hitzig über die Propheten-Beleidigungen.

„Die Lage ist hoch emotionalisiert“, heißt es in Sicherheitskreisen, „Wir haben das sehr genau im Blick.“ Auch wenn wohl keine gewalttätigen Proteste wie im Mai zu erwarten sind, zieht die Politik auch im Inland erste Konsequenzen aus der aktuellen Stimmung in der muslimischen Welt.

Der vom Bundesinnenministerium geplante Start der Plakataktion „Vermisst“ wird verschoben, hieß es gestern in einer Pressemitteilung. Mit der Kampagne sollte eine Beratungsstelle für betroffenen Eltern, Freunden und Bekannten von radikalisierten Salafisten bekannt gemacht werden. Grund für die kurzfristige Verschiebung des Kampagnen-Starts sei eine neue Einschätzung der Gefährdungslage durch das Bundeskriminalamt (BKA), teilte das Innenministerium mit.