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Berliner Dschihadist Fatih T. in der Türkei gefasst

von Florian Flade

Fatih T. – Von Berlin-Steglitz in den Dschihad

Es waren keine guten Wochen für deutsche Dschihadisten. Drei Islamisten aus der Bundesrepublik wurden seit Monatsbeginn in Ostafrika, Pakistan und der Türkei festgenommen. Der erste war Emrah E., der am Flughafen der tansanischen Haupststadt Dar-es-Salam am 10.Juni festgenommen wurde. Mit der Verhaftung fand die beispiellose Terrorkarriere eines Wuppertaler Islamisten ein jähes Ende.

Vor wenigen Tagen folgte die Nachricht, dass Naamen Meziche, ein Hamburger mit französischem Pass, in Pakistan gefasst wurde. Meziche gilt als Bekannter der Todespiloten von 9/11 und hatte sich im März 2009 der Al-Qaida in Pakistan angeschlossen. In der Metropole Quetta verhafteten pakistanische Sicherheitskräfte Meziche und weitere Al-Qaida Mitglieder bei einer Razzia.

Am Wochenenden nun die Meldung: der Berliner Islamist Fatih T. wurde in der Türkei gefasst. Der 27-jährige Deutsch-Türke aus Berlin-Steglitz war im Frühjahr 2009 gemeinsam mit seinem Freund Yusuf O. nach Pakistan ausgereist. Im Grenzgebiet Waziristan wurden die beiden Berliner zunächst Teil einer usbekischen Terrorgruppe, spalteten sich schließlich ab und gründeten gemeinsam mit anderen Islamisten aus Deutschland die „Deutschen Taliban Mujahideen“ (DTM). Fatih T. alias „Abdul Fettah al-Mujahir“ war zuletzt Anführer der Splittergruppe.

Im Oktober 2010 meldeten dschihadistische Websites der DTM-Emir sei bei einem US-Drohnenangriff ums Leben gekommen. Der Bericht erwies sich als falsch.

Nachdem die DTM durch Gefechte und die Flucht von frustrierten Kämpfern stark an Mitgliedern einbüßte, setzte sich Fatih T. offenbar Ende 2011 in den Iran ab. Von dort aus verhandelte er mit Anwälten in Deutschland über die Möglichkeiten einer Rückkehr nach Deutschland. Er gab der „New York Times“ ein Telefon-Interview und erklärte er und weitere europäische Islamisten hätten genug vom Dschihad in Pakistan. Der Iran nutze sie nun als Faustpfand gegen den Westen und lasse die Gotteskrieger nicht ausreisen.

Anfang Juni gelang es Fatih T. dann offenbar doch sich vom Iran aus in die Türkei abzusetzen. Dort klickten die Handschellen. T. sitzt seitdem in Untersuchungshaft und hofft offenbar auf eine Auslieferung nach Deutschland.

Lesen Sie hier mein Portrait über den Gotteskrieger aus Berlin-Steglitz.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article12508451/Fatih-T-der-islamistische-Fanatiker-aus-Berlin.html

 

„Ey, was ist mit Allah?“

von Florian Flade

Emrah E. aus Wuppertal war Deutschlands meistgesuchter Terrorist – bis er vor knapp einer Woche in Ostafrika festgenommen wurde. Salafisten-Karrieren wie die seine, will die Politik nun verstärkt verhindern. Fraglich bleibt, ob dies mit großangelegten Razzien und Vereinsverboten, wie in der vergangenen Woche geschehen, erfolgreich sein kann.

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AQAP´s Nächstes Ziel: New York?

by Florian Flade

Findet der nächste Al-Qaida Anschlag zehn Jahre nach 9-11 erneut in New York City statt? In der beinahe alltäglichen Propaganda und permanenten Drohkulisse liefern die Terroristen nun einen Hinweis – die Macht der Symbolik sollte nicht unterschätzt werden.

Links Ausschnitt aus Inspire 2: Chicago – Rechts Ausschnitt aus Inspire 5: New York

Vor wenigen Tagen veröffentlichte der jemenitische Ableger Al-Qaidas, die „Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AQAP), die neuste Ausgabe ihres englischsprachigen Internetmagazins „Inspire“. Neben der üblichen Propaganda und den Essays bekannter Prediger und Ideologen, findet sich auch eine zunächst als wenig bedeutsam erscheinende Aufnahme der New Yorker Skyline. Das Foto auf Seite 22 des dschihadistischen Blattes wäre nicht erwähnenswert, hätte AQAP nicht in der Vergangenheit genau durch einen solchen Hinweis einen Anschlag angekündigt.

Anfang Oktober 2010 erschien die zweite Ausgabe von „Inspire“. Darin fand sich, – ebenfalls ohne konkreten Zusammenhang – ein Foto der Skyline von Chicago in ähnlicher Aufmachung. Nur knapp zwei Wochen nach der Veröffentlichung von „Inspire 2“, am 29.Oktober 2010, verhinderten Sicherheitskräfte in Dubai und Großbritannien eine Anschlagsserie der jemenitischen Al-Qaida mit Paketbomben.

Die mit Zeit- und Mobilfunkzündern ausgestatteten Sprengsätze, versteckt in einem Drucker und einer Druckerpatrone, waren in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa als Paketsendungen aufgegeben worden. Ihr Zielort: Synagogen in der Metropole Chicago.

Will Al-Qaida diesmal erneut warnen und darauf hindeuten, dass New York das nächste Ziel eines Anschlages werden könnte? Die Fotoaufnahmen der US-Metropolen in dem Terror-Magazin ähneln sich, so dass ein Zufall ausgeschlossen werden kann. In beiden Fällen sind sie das Deckblatt einer schriftlichen Anleitung für terroristisches Handeln.

Nicht zu unterschätzen bleibt, dass Al-Qaida um die bloße Wirkung von Panik und Drohungen weiß. Der mutmaßliche Macher von „Inspire“, Samir Khan, ein pakistanisch-stammiger US-Staatsbürger, lebte seit 1993 Jahre in New York City. Er reiste vor wenigen Jahren in den Jemen und schloss sich der dortigen Al-Qaida an. Khan, dessen ehemalige islamistische Webseite ein ähnliches Layout hatte wie das „Inspire“-Magazin, ist sich vermutlich vollends bewusst, was eine erneute Platzierung einer konkreten US-Stadt in der neusten Ausgabe des Propaganda-Magazins auslösen könnte.

Zu beachten ist: die neueste Ausgabe von „Inspire“ war bereits knapp zwei Wochen vor der Veröffentlichung im Internet fertiggestellt und wurde über verschiedene Upload-Services vervielfältigt. Weshalb die Verzögerung von der Fertigstellung bis zur Veröffentlichung? Sind eventuell Anschlagspläne für New York schon in der Umsetzung?

Dass der Al-Qaida Ableger im Jemen derzeit von westlichen Sicherheitsdiensten als gefährlichste und auch kreativste Zweigstelle des Terrornetzwerkes ausgemacht wurde, steht spätestens seit dem gescheiterten Attentat des Nigerianers Umar Farouk Abdulmutallab fest. Der im Jemen ausgebildete Bankierssohn hatte Sprengstoff in seiner Unterwäsche an Bord einer amerikanischen Passagiermaschine geschmuggelt und wollte sich über Detroit in die Luft sprengen.

Jüngst meldeten amerikanische Medien unter Berufung auf Behördenkreise, die jemenitische Al-Qaida soll aktuell fieberhaft an Plänen für Attentate in den USA arbeiten. US-Geheimdienste hätten Informationen zusammengetragen, die vermuten ließen, Al-Qaidas jemenitischer Zweig stünde kurz davor Anschläge durchzuführen. „Wir sind auf einer hohen Alarmstufe und sind dies seit geraumer Zeit aufgrund der Al-Qaida im Jemen“, zitierte die Washington Post einen anonymen Mitarbeiter eines Geheimdienstes.

Größte Sorge mache man sich in Washington derzeit über die Unruhen in Nahost, berichtete die Zeitung weiter. Im Jemen könne Al-Qaida vom Sturz des Regimes profitieren und sich weiter ausbreiten, heißt es. „Al-Qaida im Jemen ist der aktivste Ableger des Netzwerkes“, so der Sprecher des National Security Council, Tommy Vietor.

Erst in der vergangenen Woche hatten die US-Behörden den Chef-Bombenbauer der jemenitischen Al-Qaida, Ibrahim Hassan al-Asiri, der auch die Paketsprengsätze aus dem vergangenen Jahr konstruiert haben soll, offiziell als Terrorist deklariert. Al-Asiris Bruder hatte 2009 versucht den saudi-arabischen Innenminister Prinz Najef mit einem im Körper versteckten Sprengsatz, zu töten.