by Florian Flade
Findet der nächste Al-Qaida Anschlag zehn Jahre nach 9-11 erneut in New York City statt? In der beinahe alltäglichen Propaganda und permanenten Drohkulisse liefern die Terroristen nun einen Hinweis – die Macht der Symbolik sollte nicht unterschätzt werden.

Links Ausschnitt aus Inspire 2: Chicago – Rechts Ausschnitt aus Inspire 5: New York
Vor wenigen Tagen veröffentlichte der jemenitische Ableger Al-Qaidas, die „Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AQAP), die neuste Ausgabe ihres englischsprachigen Internetmagazins „Inspire“. Neben der üblichen Propaganda und den Essays bekannter Prediger und Ideologen, findet sich auch eine zunächst als wenig bedeutsam erscheinende Aufnahme der New Yorker Skyline. Das Foto auf Seite 22 des dschihadistischen Blattes wäre nicht erwähnenswert, hätte AQAP nicht in der Vergangenheit genau durch einen solchen Hinweis einen Anschlag angekündigt.
Anfang Oktober 2010 erschien die zweite Ausgabe von „Inspire“. Darin fand sich, – ebenfalls ohne konkreten Zusammenhang – ein Foto der Skyline von Chicago in ähnlicher Aufmachung. Nur knapp zwei Wochen nach der Veröffentlichung von „Inspire 2“, am 29.Oktober 2010, verhinderten Sicherheitskräfte in Dubai und Großbritannien eine Anschlagsserie der jemenitischen Al-Qaida mit Paketbomben.
Die mit Zeit- und Mobilfunkzündern ausgestatteten Sprengsätze, versteckt in einem Drucker und einer Druckerpatrone, waren in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa als Paketsendungen aufgegeben worden. Ihr Zielort: Synagogen in der Metropole Chicago.
Will Al-Qaida diesmal erneut warnen und darauf hindeuten, dass New York das nächste Ziel eines Anschlages werden könnte? Die Fotoaufnahmen der US-Metropolen in dem Terror-Magazin ähneln sich, so dass ein Zufall ausgeschlossen werden kann. In beiden Fällen sind sie das Deckblatt einer schriftlichen Anleitung für terroristisches Handeln.
Nicht zu unterschätzen bleibt, dass Al-Qaida um die bloße Wirkung von Panik und Drohungen weiß. Der mutmaßliche Macher von „Inspire“, Samir Khan, ein pakistanisch-stammiger US-Staatsbürger, lebte seit 1993 Jahre in New York City. Er reiste vor wenigen Jahren in den Jemen und schloss sich der dortigen Al-Qaida an. Khan, dessen ehemalige islamistische Webseite ein ähnliches Layout hatte wie das „Inspire“-Magazin, ist sich vermutlich vollends bewusst, was eine erneute Platzierung einer konkreten US-Stadt in der neusten Ausgabe des Propaganda-Magazins auslösen könnte.
Zu beachten ist: die neueste Ausgabe von „Inspire“ war bereits knapp zwei Wochen vor der Veröffentlichung im Internet fertiggestellt und wurde über verschiedene Upload-Services vervielfältigt. Weshalb die Verzögerung von der Fertigstellung bis zur Veröffentlichung? Sind eventuell Anschlagspläne für New York schon in der Umsetzung?
Dass der Al-Qaida Ableger im Jemen derzeit von westlichen Sicherheitsdiensten als gefährlichste und auch kreativste Zweigstelle des Terrornetzwerkes ausgemacht wurde, steht spätestens seit dem gescheiterten Attentat des Nigerianers Umar Farouk Abdulmutallab fest. Der im Jemen ausgebildete Bankierssohn hatte Sprengstoff in seiner Unterwäsche an Bord einer amerikanischen Passagiermaschine geschmuggelt und wollte sich über Detroit in die Luft sprengen.
Jüngst meldeten amerikanische Medien unter Berufung auf Behördenkreise, die jemenitische Al-Qaida soll aktuell fieberhaft an Plänen für Attentate in den USA arbeiten. US-Geheimdienste hätten Informationen zusammengetragen, die vermuten ließen, Al-Qaidas jemenitischer Zweig stünde kurz davor Anschläge durchzuführen. „Wir sind auf einer hohen Alarmstufe und sind dies seit geraumer Zeit aufgrund der Al-Qaida im Jemen“, zitierte die Washington Post einen anonymen Mitarbeiter eines Geheimdienstes.
Größte Sorge mache man sich in Washington derzeit über die Unruhen in Nahost, berichtete die Zeitung weiter. Im Jemen könne Al-Qaida vom Sturz des Regimes profitieren und sich weiter ausbreiten, heißt es. „Al-Qaida im Jemen ist der aktivste Ableger des Netzwerkes“, so der Sprecher des National Security Council, Tommy Vietor.
Erst in der vergangenen Woche hatten die US-Behörden den Chef-Bombenbauer der jemenitischen Al-Qaida, Ibrahim Hassan al-Asiri, der auch die Paketsprengsätze aus dem vergangenen Jahr konstruiert haben soll, offiziell als Terrorist deklariert. Al-Asiris Bruder hatte 2009 versucht den saudi-arabischen Innenminister Prinz Najef mit einem im Körper versteckten Sprengsatz, zu töten.
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