Monatsarchiv: Mai 2014

Ex-Fußballspieler stirbt im syrischen Bürgerkrieg

von Florian Flade

Ayoub Ch. war ein Fußballtalent. Er spielte für Darmstadt, Tottenham Hotspur und zuletzt Gera. Jetzt ist der 24-jährige Deutsch-Marokkaner offenbar als Dschihad-Kämpfer in Syrien getötet worden – bei einem Selbstmordanschlag einer verfeindeten Rebellengruppe.

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Das Foto aus dem Nordosten Syriens zeigt einen Berg von Mauerteilen, Steinen, Lehmbrocken, Dachziegeln. Dazwischen Kleidung, Teppiche, Decken. Die Überreste eines Hauses. Hier lebten islamistische Kämpfer der Terrortruppe „Islamischer Staat im Irak und Großsyrien“ (ISIG).

Am 20.April wurden die Dschihadisten der ISIG, die sich dem Kampf gegen das Assad-Regime verschrieben haben, selbst Ziel eines Terroranschlags. Ein Selbstmordattentäter der verfeindeten Gruppe Jabhat al-Nusrah (JN) attackierte den Stützpunkt der ISIG-Kämpfer. Mindestens ein Dutzend von ihnen sollen bei dem Anschlag ums Leben gekommen sein. 

Darunter auch zwei junge Männer aus Deutschland. Einer von ihnen: Ayoub Ch., ein 24-jähriger Deutsch-Marokkaner aus Frankfurt am Main, geboren 1990 im marokkanischen Nador, Kampfname: „Abu Talha al-Maghribi“.

Als Ayoub Ch. noch in Deutschland lebte, sah alles danach aus, als stünde ihm eine Karriere als Fußballprofi bevor. Ch. kickte beim FC Germania Schwanheim, beim 1. FC Eschborn, kurzzeitig in der U19-Mannschaft von Tottenham Hotspur, dann beim SV Darmstadt 98 und zuletzt als Mittelfeldspieler beim inzwischen aufgelösten 1. FC Gera 03.

Im Juni 2012 beendete Ch. seine Laufbahn als Fußballspieler. Aus Sicherheitskreisen heißt es, der Deutsch-Marokkaner habe sich fortan immer stärker dem Islam zugewandt. Ayoub Ch. rutschte offenbar in die radikale Salafisten-Szene ab.

In Hessen beteiligte er sich mehrmals an Koran-Verteilaktionen. Als „Szene-Aktivist“ sei er jedoch nicht aufgefallen, heißt es aus Sicherheitskreisen, eher als „Randfigur“. Und so fiel es Verfassungsschutz und Polizei offenbar auch nicht auf, als der 24-Jährige die Bundesrepublik verließ.

Islamistische Quellen melden, Ayoub Ch. habe sich als Student an der angesehenen Al-Azhar-Universität in Kairo eingeschrieben. Deutsche Sicherheitsbehörden können dies nicht bestätigen.

Fest steht nur: Der ehemalige Fußballspieler Ch. verschwand Anfang des Jahres in Richtung Syrien, wo er nun offenbar dem blutigen Bruderkrieg zwischen der ISIG und der JN zum Opfer fiel.

Ayoub Ch. ist damit einer von rund 20 Islamisten aus Deutschland, die nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden bislang in Syrien ums Leben kamen. Unter ihnen ist auch Burak Karan, ein weiterer früherer Fußballspieler. Im Oktober 2013 starb der Wuppertaler bei Gefechten in der nordsyrischen Stadt Azaz.

Bevor er seine Karriere im Jahr 2008 beendete, spielte Karan als defensiver Mittelfeldspieler bei Hannover 96 und bei Alemannia Aachen und absolvierte insgesamt sieben Spiele in der U16- und U17-Nationalmannschaft.