Bald werden vier russische Generalkonsulate in Deutschland geschlossen. Moskau wird dann erst einmal weniger Spione hierzulande haben. Doch Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die russischen Geheimdienste ihre Methoden anpassen werden.
Von Florian Flade
Bald heißt es: Koffer packen. Noch vor dem Jahreswechsel werden mehrere russische Diplomaten und deren Familienangehörige die Heimreise antreten müssen – oder zumindest umziehen müssen. Im Gepäck werden sie vermutlich zahlreiche Dokumente und Datenträger haben. Vieles aber wird wohl noch vor der Abreise vernichtet, oder wird nach Berlin in das imposante Botschaftsgebäude der Russischen Föderation unter den Linden gebracht.
Bis zum Jahresende müssen vier der fünf russischen Generalkonsulate in der Bundesrepublik geschlossen werden. So hat es das Auswärtige Amt vor wenigen Monaten verkündet. Nur die Botschaft in Berlin sowie ein Konsulat darf Moskau hierzulande künftig weiter betreiben. Man geht davon aus, dass die Wahl der Russen auf die diplomatische Vertretung in Bonn fallen wird. Die Räumung der übrigen Konsulate in München, Frankfurt am Main, Leipzig und Hamburg wird zudem mit einer zahlenmäßigen Begrenzung des diplomatischen Personals Russlands in Deutschland einhergehen.
Zahlreiche Vertreter des russischen Staates werden daher ab- beziehungsweise umziehen. Die Maßnahme ist eine Reaktion der Bundesregierung auf die Anordnung Moskaus vom Mai, eine Obergrenze von 350 Personen für die Zahl der deutschen Staatsbedienstete und deren Mitarbeitern in Russland einzuführen. Und zwar nicht nur für Diplomaten, sondern auch für Beschäftigte an deutschen Schulen und Goethe-Instituten. Das Auswärtige Amt sprach von einem „Schritt der Eskalation“.
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 haben zahlreiche europäische Staaten in einem teils abgestimmten Vorgehen rund 400 russische Diplomaten ausgewiesen, bei denen es sich größtenteils um getarnte Geheimdienst-Mitarbeiter gehandelt haben soll. Ein empfindlicher Aderlass für Moskaus Dienste, der durch die erzwungene Reduzierung des diplomatischen Personals und die Schließung mehrerer konsularischer Standorte in Deutschland noch weiter verschärft wird.
Die Möglichkeiten zur Spionage sind für die russischen Geheimdienste künftig aufgrund der verringerten Zahl von Spionen, die aufgrund des Diplomatenstatus vor Strafverfolgung geschützt sind, deutlich eingeschränkt. Deutsche Sicherheitsbehörden aber gehen davon aus, dass die russischen Dienste darauf reagieren werden und ihre Strategien entsprechend anpassen. Dabei werde es vermutlich nicht nur zu vermehrten Cyberangriffe kommen, sondern auch altbewährte Methoden aus den Zeiten des Kalten Krieges würden wohl wiederbelebt, so die Prognose des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). Erste Anzeichen dafür gibt es bereits.
Weiterlesen
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.