Im Kalten Krieg startete die Bundeswehr ein streng geheimes Rüstungsprojekt mit Israel. Es ging um die Entwicklung eines Abwehrsystems für Kampfflugzeuge. Das Vorhaben kostete Milliarden und wurde gegenüber dem Bundestag verheimlicht. Zuständig für die Verschleierung war der BND.
Von Florian Flade
Wenn du den Frieden willst, so lautete ein Sprichwort aus dem alten Rom, dann bereite den Krieg vor. Eine Empfehlung, die heutzutage wieder an Aktualität gewinnt. Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden, hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine kürzlich gefordert. Die Bundeswehr müsse im Ernstfall „kriegsfähig“ sein, um das Land verteidigen zu können.
Doch tatsächlich gab es in den vergangenen Jahrzehnten auch in Deutschland durchaus jene, die den Krieg vorbereitet haben. Die in Planspielen die Szenarien einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen NATO und Warschauer Pakt entworfen haben. Sie wollten eine Bundeswehr, die in der Lage war, Krieg zu führen. Und haben dafür Rüstungsprojekte in Milliardenhöhe in die Wege geleitet.
Eines dieser Projekte trug den griffigen Namen „CERBERUS“, benannt nach dem dreiköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie. Jenem Fabelwesen, das die Pforte zur Unterwelt bewacht. In der echten Welt war CERBERUS ein rund drei Meter langer, röhrenförmiger Gegenstand, vom Aussehen her einer Rakete ähnlich. Er wurde an die Unterseite der Tragflächen eines Kampfflugzeuges montiert, allerdings nicht um abgefeuert zu werden.
CERBERUS sollte den Jet vor feindlichem Radar schützen, es handelt sich um einen Stör- und Täuschsender. Mit ihm sollten die Kampfflugzeuge vom Typ Tornado in die Lage versetzt werden, im Kriegsfall in sowjetischen Luftraum eindringen zu können, ohne dabei vom gegnerischen Radar- und Feuerleitssystem der Flugabwehr erfasst zu werden.
Was sich vermeintlich banal anhört, war tatsächlich ein ziemlich kompliziertes technisches Unterfangen. Die Entwicklung und Produktion des Störsenders hat sehr viel Geld verschlungen und viele Jahre gedauert. CERBERUS wuchs zu einem komplexen, äußerst kostspieligen Rüstungsprojekt heran, das unter strengster Geheimhaltung geführt wurde. So geheim, dass der deutsche Bundestag nichts davon wusste, und selbst im Bundesverteidigungsministerium nur einige wenige Eingeweihte den Überblick über diese umstrittene Anschaffung hatten.
Diese Geheimniskrämerei sorgte schließlich auch dafür, dass das skandalträchtige Bundeswehr-Projekt auf den Prüfstand kam: Eine interne Revision sollte herausfinden, wer welche Genehmigungen erteilt und Gelder freigegeben hatte, ob die Kosten überhaupt in irgendeiner Relation zum Nutzen standen – und welche Rolle der Bundesnachrichtendienst (BND) eigentlich in der Sache spielten.
Weiterlesen
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.