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Ukraine-Kämpfer: Gegen Russland, und gegen das Gesetz?

Zahlreiche Ausländer zieht es in die Ukraine, um gegen die russische Invasion zu kämpfen. Einige der Freiwilligen kommen aus Deutschland. Wie blickt die deutsche Justiz auf diese Kämpfer?

Von Florian Flade

Freiwilligen-Einheit in der Ukraine

Der ukrainische Präsident hat sie gerufen. Und sie sind gekommen. „Jeder Freund der Ukraine, der sich der Ukraine bei der Verteidigung des Landes anschließen möchte, kommen Sie bitte vorbei, wir geben Ihnen Waffen!“, erklärte Wolodymyr Selenskyj. „Dies wird der wichtigste Beweis für Ihre Unterstützung für unser Land sein.“

Kurz nach dem Einmarsch von Moskaus Truppen hatte das ukrainische Verteidigungsministerium eine eigene Fremdenlegion ins Leben gerufen, die „Internationale Legion der Territorialverteidigung der Ukraine“. Sie ist den Kampfverbänden der Territorialverteidigung unterstellt und bildet die freiwilligen Kämpfer im Schnelldurchlauf militärisch aus.

Jeder, der sich der Fremdenlegion anschließen wolle, könne sich bei der ukrainischen Botschaft in seinem Heimatland melden, so der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter, „Gemeinsam haben wir Hitler besiegt, und wir werden auch Putin besiegen.“

Dem Aufruf sollen inzwischen tausende Freiwillige aus aller Welt, darunter zahlreiche ehemalige Soldaten, gefolgt sein. Sie reisten in den vergangenen Wochen in die Ukraine, um dort gegen die russischen Invasoren zu kämpfen. Unter ihnen sind teils kriegserfahrene Veteranen aus den USA, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden, Frankreich, und auch Deutschland.

Und damit kommt nun die Frage auf: Dürfen sich Deutsche überhaupt dem Kriegsgeschehen in der Ukraine beteiligen? Wie ist eigentlich die Rechtslage?

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Der Dschihadist „Uthman al-Almani“

von Florian Flade

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Der junge Mann, der in die Kamera lächelt, trägt eine Brille und eine Strickmütze. In seinen Händen hält er ein Sturmgewehr. Er steht in einer schneebedeckten, winterlichen Landschaft. Man könnte meinen, es handelt sich um einen amerikanischen Teenager, irgendwo in Nebraska oder Montana, vielleicht auf der Hirschjagd.

Das Foto aber stammt aus Syrien. Der Junge mit dem Gewehr ist kein US-Amerikaner. Er stammt aus Solingen und heißt Robert Baum. Er ist auch nicht auf der Jagd nach Hirschen. Sondern er ist ein radikaler Islamist, der nach Syrien reiste, um dort gegen das Assad-Regime zu kämpfen.

Die Geschichte des Solingers Robert Baum wurde bereits mehrfach medial thematisiert. Insbesondere nach der Festnahme des Konvertiten in Großbritannien vor drei Jahren.

Robert Baum soll mittlerweile tot sein. Islamistische Quellen zufolge soll der Islamist mit Kampfnamen „Uthman al-Almani“ im Januar ein Selbstmordattentat in der syrischen Ortschaft Al-Kafat verübt haben.

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Foto- oder Videoaufnahmen des Anschlags sind bislang nicht aufgetaucht. Deutsche Sicherheitsbehörden haben die Todesmeldung allerdings registriert. „Wir müssen davon ausgehen, dass es stimmt“, so ein Verfassungsschützer.

Nun tauchten zwei Fotos auf, die Robert Baum zum ersten Mal auf dem syrischen Schlachtfeld zeigen sollen. Sie könnten die letzten Aufnahmen des Solingers vor seinem Tod sein.

Ex-Fußballspieler stirbt im syrischen Bürgerkrieg

von Florian Flade

Ayoub Ch. war ein Fußballtalent. Er spielte für Darmstadt, Tottenham Hotspur und zuletzt Gera. Jetzt ist der 24-jährige Deutsch-Marokkaner offenbar als Dschihad-Kämpfer in Syrien getötet worden – bei einem Selbstmordanschlag einer verfeindeten Rebellengruppe.

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Das Foto aus dem Nordosten Syriens zeigt einen Berg von Mauerteilen, Steinen, Lehmbrocken, Dachziegeln. Dazwischen Kleidung, Teppiche, Decken. Die Überreste eines Hauses. Hier lebten islamistische Kämpfer der Terrortruppe „Islamischer Staat im Irak und Großsyrien“ (ISIG).

Am 20.April wurden die Dschihadisten der ISIG, die sich dem Kampf gegen das Assad-Regime verschrieben haben, selbst Ziel eines Terroranschlags. Ein Selbstmordattentäter der verfeindeten Gruppe Jabhat al-Nusrah (JN) attackierte den Stützpunkt der ISIG-Kämpfer. Mindestens ein Dutzend von ihnen sollen bei dem Anschlag ums Leben gekommen sein. 

Darunter auch zwei junge Männer aus Deutschland. Einer von ihnen: Ayoub Ch., ein 24-jähriger Deutsch-Marokkaner aus Frankfurt am Main, geboren 1990 im marokkanischen Nador, Kampfname: „Abu Talha al-Maghribi“.

Als Ayoub Ch. noch in Deutschland lebte, sah alles danach aus, als stünde ihm eine Karriere als Fußballprofi bevor. Ch. kickte beim FC Germania Schwanheim, beim 1. FC Eschborn, kurzzeitig in der U19-Mannschaft von Tottenham Hotspur, dann beim SV Darmstadt 98 und zuletzt als Mittelfeldspieler beim inzwischen aufgelösten 1. FC Gera 03.

Im Juni 2012 beendete Ch. seine Laufbahn als Fußballspieler. Aus Sicherheitskreisen heißt es, der Deutsch-Marokkaner habe sich fortan immer stärker dem Islam zugewandt. Ayoub Ch. rutschte offenbar in die radikale Salafisten-Szene ab.

In Hessen beteiligte er sich mehrmals an Koran-Verteilaktionen. Als „Szene-Aktivist“ sei er jedoch nicht aufgefallen, heißt es aus Sicherheitskreisen, eher als „Randfigur“. Und so fiel es Verfassungsschutz und Polizei offenbar auch nicht auf, als der 24-Jährige die Bundesrepublik verließ.

Islamistische Quellen melden, Ayoub Ch. habe sich als Student an der angesehenen Al-Azhar-Universität in Kairo eingeschrieben. Deutsche Sicherheitsbehörden können dies nicht bestätigen.

Fest steht nur: Der ehemalige Fußballspieler Ch. verschwand Anfang des Jahres in Richtung Syrien, wo er nun offenbar dem blutigen Bruderkrieg zwischen der ISIG und der JN zum Opfer fiel.

Ayoub Ch. ist damit einer von rund 20 Islamisten aus Deutschland, die nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden bislang in Syrien ums Leben kamen. Unter ihnen ist auch Burak Karan, ein weiterer früherer Fußballspieler. Im Oktober 2013 starb der Wuppertaler bei Gefechten in der nordsyrischen Stadt Azaz.

Bevor er seine Karriere im Jahr 2008 beendete, spielte Karan als defensiver Mittelfeldspieler bei Hannover 96 und bei Alemannia Aachen und absolvierte insgesamt sieben Spiele in der U16- und U17-Nationalmannschaft.