von Florian Flade
Im März tötete ein US-Drohnenangriff in Pakistan den deutschen Islamisten Samir H. aus Aachen. Das hatte seine Schwester behauptet. Nun bestätigt eine Terrorgruppe den Tod und präsentiert den Islamisten als „Märtyrer“.
Samir H. wollte weg. Der Aachener war getrieben vom Wunsch, dass seine Kinder in einem muslimischen Land aufwachsen sollten. Deshalb entschloss sich der Sohn einer Deutschen und eines Tunesiers, im November 2009 auszuwandern. Samt Ehefrau und den beiden Kindern reiste Samir H. nach Pakistan. In der Grenzregion zu Afghanistan begann der Deutsche ein neues Leben – als Dschihad-Kämpfer „Abu Laith der Deutsche“.
Nur wenige Wochen nach H.s Ausreise folgte ihm seine jüngere Schwester nach. Die damals 18-jährige Muslima reiste allein in das pakistanische Stammesgebiet Waziristan zu ihrem Bruder und seiner Familie. Samir H. hatte sich dort inzwischen der „Islamischen Bewegung Usbekistans“ (IBU) angeschlossen, einer gefürchteten Terrororganisation die in Pakistan gegen die Regierung und für die Errichtung eines islamischen Gottesstaates kämpft.
Anders als viele islamistische Kämpfer aus Deutschland, hatte Samir H. nur einmal einen kurzen Auftritt in einem Propaganda-Video der IBU. Im September 2010 war er in einer Videoszene zu sehen, vor einem Maschinengewehr sitzend, das Gesicht war verpixelt. Samir H. sprach über den „Heiligen Krieg“ (Dschihad) gegen die pakistanische Armee.
Ende März meldete sich überraschend Samirs Schwester per Skype aus den pakistanischen Bergen bei ihrer Mutter in Aachen. Sie überbrachte die Nachricht vom Tod ihres 29-jährigen Bruders. Eine US-Drohne habe am 9.März einen Pick-Up-Truck angegriffen, berichtete die Schwester, es seien mehrere Taliban-Kämpfer und Samir getötet worden.
Deutsche Sicherheitsbehörden registrierte die Todes-Nachricht aus Waziristan. Einen Beweis oder andere Hinweise auf den Tod von Samir H. gab es aber bislang nicht. Jetzt hat erstmals die Terrorgruppe IBU bestätigt, dass Samir H. in ihren Reihen getötet wurde.
Ein einstündiges Propaganda-Video, das „Welt Online“ vorliegt, zeigt für wenige Sekunden den Aachener Islamisten mit der Bildunterschrift „Ash-Shaheed Abu Laith aus Deuschland“. „Ash-Shaheed“ ist das arabische Word für „Märtyrer“. Weitere Details nennen die Terroristen nicht.
Samir H. ist bereits der zweite deutsche Staatsbürger der von einer US-Drohne in Pakistan getötet wurde. Im Oktober 2010 starb der Wuppertaler Bünyamin E. bei einem ähnlichen Raketenangriff auf ein Haus nahe der Ortschaft Mir Ali. Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt im Fall Bünyamin E. eingeleitet.
Vorausgegangen war ein fast zweijähriger Prüfvorgang, der klären sollte, ob die Bundesanwaltschaft in diesem Fall zuständig ist. Dies ist nur gegeben, sollte der Tod im Zuge eines bewaffneten Konfliktes eingetreten sein. Im Fall von Samir H. müsste die Bundesanwaltschaft nun bald den nächsten Prüfvorgang zu einem Drohnen-Toten einleiten.
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