Selbstmordattentäter stammt aus Frankfurt

von Florian Flade

Im Irak hat ein Dschihadist aus Frankfurt am Main ein Selbstmordattentat verübt. Der Verfassungsschutz warnt vor hunderten Extremisten die im Irak und Syrien derzeit das Terrorhandwerk lernen.

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Vermummt mit einem schwarz-weißen Tuch blickt der Mann in die Kamera. In beinahe akzentfreiem Deutsch berichtet er von einem Traum. Er habe gesehen, wie er zum Märtyrer geworden sei, so der Islamist, der sich „Abu Ayyub al-Maghribi“ nennt. Ein Traum, den der Mann wohl in die Tat umgesetzt hat.

Die nächste Szene in dem Propagandavideo der Terrororganisation „Islamischer Staat“ zeigt, wie der Dschihadisten „Abu Ayyub“ vor einem Fahrzeug der irakischen Armee steht, umgebaut zur Autobombe. Mit ihr fuhr der Islamist in der west-irakischen Stadt Ramadi in einen Gebäude der irakischen Sicherheitkräfte und sprengte sich in die Luft. Gefilmt wurde der Anschlag gleich aus mehreren Kameraperspektiven. „Möge Allah ihn akzeptieren und im Paradies mit dem Propheten vereinen“, heißt es in der Propagandaaufnahme.

Deutsche Sicherheitsbehörden haben das Terrorvideo, das Ende Juli auf einschlägigen Internetseiten veröffentlicht wVurde, analysiert. Sie haben den Selbstmordattentäter „Abu Ayyub al-Maghribi“ identifiziert. Es handelt sich demnach vermutlich um den 27-jährigen Deutsch-Marokkaner Rachid B. aus Frankfurt am Main.

Der Extremist war Sicherheitsbehörden schon länger als Anhänger der salafistischen Szene bekannt. Im vergangenen Jahr gelang es B., der sowohl die deutsche als auch die marokkanische Staatsbürgerschaft besessen haben soll, sich ins Ausland abzusetzen. Zunächst plante der Islamist offenbar ein Arabisch-Sprachstudium in Ägypten, tauchte dann aber in Syrien auf.

Dort schloss sich der Frankfurter wohl der Terrorganisation „Islamischer Staat“ (IS) an. Und zog mit den Dschihadisten vor wenigen Wochen in den Irak, um sich dort an der Eroberungsoffensive von IS zu beteiligen.

Raschid B. ist nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden einer von rund 40 Islamisten aus Deutschland, die bislang in Syrien und dem Irak getötet worden sein sollen. Erst Mitte Juli hatte IS vermeldet ein Mann mit dem Kampfnamen „Abu Qaqa al-Almani“ habe in der irakischen Hauptstadt Bagdad ein Selbstmordattentat verübt.

Wie die „Welt“ aus Sicherheitskreisen erfuhr prüfen derzeit das Bundeskriminalamt (BKA) und der Verfassungsschutz Informationen wonach am Mittwoch dieser Woche möglicherweise ein Islam-Konvertit aus dem nordrhein-westfälischen Dinslaken an einem Bombenanschlag im Nord-Irak beteiligt war.

Die Terrorgruppe IS hatte in einer Internet-Botschaft erklärt, ein Libyer namens „Abu Muawiya al-Libi“ und ein Deutscher mit Namen „Abu Usama al-Almani“ hätten einen Stützpunkt der kurdischen Peshmerga-Milizen in der Ortschaft Ali Rash mit Autobomben angegriffen. Mehr als 20 Menschen sollen die beiden Attentäter mit in den Tod gerissen haben.

Bei „Abu Usama al-Almani“ könnte es sich nach erster Einschätzung der Sicherheitsbehörden um den ehemaligen Pizza-Boten und Berufsschüler Philip B. handeln. Bestätigt ist diese Information nicht.

Wie das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) am Donnerstag mitteilte, ist die Zahl der nach Syrien ausgereisten Islamisten weiter angestiegen. „Der Strom ist ungebrochen“, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Mehr als 400 Ausreisen habe seine Behörde inzwischen gezählt.

Mehrere Dutzend Islamisten sollen zudem inzwischen wieder zurückgekehrt sein. „Unter den zurückgekehrten Dschihadisten sind auch etwa 25 Personen, die Kampferfahrung in Syrien gesammelt haben“, so Maaßen. Er betonte aber: „Wir haben derzeit keine Anhaltspunkte, dass diese Personen einen konkreten terroristischen Auftrag in Deutschland verfolgen.“

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