von Florian Flade
Der Islam-Konvertit David G. aus Bayern zog in den „Heiligen Krieg“ nach Syrien. Jetzt ist der Jugendliche tot.
David G. brauchte offenbar Geld. Über Ebay bot er allerlei Habseligkeiten zum Verkauf an. Darunter gebrauchtes Parfum der Marken „Hugo Boss“ und „Bruno Banani“, außerdem Turnschuhe von „Nike“, Größe 46. Auch seinen Computer samt Tastatur, Maus und Lautsprecher wollte David G. loswerden.
Wofür der Teenager das Geld brauchte, ist unklar. Möglicherweise finanzierte er damit eine Reise. Nicht in eine Urlaubsregion. Sondern in ein Kriegsgebiet. David G. aus Bayern reiste vor wenigen Wochen nach Syrien. Er wollte wohl als Dschihad-Kämpfer in den „Heiligen Krieg“ gegen das Assad-Regime ziehen.
Vor rund zwei Jahren war G. zum Islam konvertiert, nannte sich fortan „Dawud“. Er rutschte wohl ab in die Salafisten-Szene, verkehrte mit Extremisten und radikalisierte sich zunehmend.
Jetzt ist David G. tot. Der junge Mann aus Bayern starb in der vergangenen Woche im Kampf gegen eine verfeindete Rebellengruppe im Norden Syriens. Das vermeldete am Wochenende die Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und Sham“ (ISI). Die Islamisten veröffentlichten auf einschlägigen Internetseiten und über Facebook zwei Fotoaufnahmen des deutschen Dschihadisten. Eines zeigt einen blonden Jungen mit einer Kalaschnikow in der Hand vor einem Auto posierend. Auf dem anderen Foto sehen, ist der blutverschmierte Leichnam von David G. alias „Abu Dawud der Deutsche“.
„Die Identität des Toten konnte bislang nicht zweifelsfrei geklärt werden“, sagte mir Markus Schäfert, Sprecher des bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz. „Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass es sich bei der getöteten Person um einen jungen Konvertiten aus Bayern handelt, der Ende 2013 nach Syrien ausgereist ist.“
Laut der Dschihadisten vor Ort soll David G. zusammen mit anderen ausländischen Kämpfern von den Rebellen der „Freien Syrischen Armee“ (FSA) überfallen worden sein. Dabei starben mehrere Extremisten der Al-Qaida-nahen Gruppe ISI. Unter ihnen auch der 19-jährige Konvertit und ein weiterer deutscher Dschihadist, der als „Sulayman“ benannt wird.
„Der Bruder Abu Dawud ist ein Löwe“, schreibt ein Kampfgefährte des bayerischen Konvertiten nach dessen Tod im Internet. „Er wurde als erstes an seinem Oberarm getroffen. Nach dem die Brüder ihn verarztet haben, hat er weiter gegen die Abtrünnigen gekämpft.“ Anschließend sei David G. tödlich getroffen worden. „Möge Allah ihm höchste Stufe im Paradies geben.“
Auf seinem Facebook-Profil hat David G. vor seinem Tod ein Foto veröffentlicht. Es zeigt ihn an der Seite einiger Glaubensbrüder, die ebenfalls nach Syrien ausgereist sind. Die Männer tragen T-Shirts. Darauf ein Logo, das an jenes der Sportmarke „Adidas“ erinnert. Der Schriftzug aber lautet „alqaida“. Er freue sich, so schrieb David G. noch im Dezember, wenn der „Syrienkrieg als Computerspielt rauskommt“.
David G. ist einer von mindestens 15 Islamisten aus Deutschland, die bislang in Syrien getötet wurden, und wohl einer der ersten Islam-Konvertiten, die im Kampf starben. Über 270 Islamisten sollen seit Anfang 2013 aus der Bundesrepublik in den syrischen Bürgerkrieg gezogen sein, die Mehrzahl von ihnen stammt aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Berlin.
In vielen Fällen versuchen Sicherheitsbehörden durch Ansprachen der Personen eine Ausreise zu verhindern. In Einzelfällen werden sogar Reisepässe entzogen. Um in das syrische Kriegsgebiet zu reisen, benötigt man jedoch nur einen Personalausweis. Und den dürfen deutsche Behörden nicht entziehen oder auch nur markieren.
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