by Florian Flade
Der christliche Fundamentalist Terry Jones plant erneut den Koran zu vernichten. In einem Schauprozess am Sonntag, soll das heilige Buch der Muslime angeklagt und verurteilt werden. Ein muslimischer Geistlicher wird die Rolle der Verteidigung übernehmen, Ankläger und Zeugen sind ausnahmslos ehemalige Muslime, die zum Christentum konvertiert sind.
Pastor Terry Jones – Organisator vom „Richte den Koran“-Tag
In der Kirchengemeinde „Dove World Outreach Center“ der Ortschaft Gainesville im US-Bundesstaat Florida wird am Sonntag das heilige Buch der Muslime, der Koran in einem Schauprozess angeklagt. Das umstrittene Oberhaupt der christliche Fundamentalist-Gemeinde, Pastor Terry Jones, hatte im vergangenen Jahr geplant, den Koran öffentlich zu verbrennen und damit weltweit Empörung ausgelöst. Im letzten Moment, nach dem Einwirken amerikanischer Politiker, sagte Jones den „Burn the Koran-Day“ im September 2010 ab.
Am Sonntag nun will der Pastor eine weitere provokative Aktion starten. Beim „International Judge the Koran- Day“, werde das für Muslime heilige Buch, vor Gericht stehen, hatte Jones „Welt Online“ bereits im Januar mitgeteilt. „An diesem Tag wird der Koran vor Gericht gestellt werden. Ihm werden Mord, Vergewaltigung, Fehlleitung und Aufrufe zu Terroraktionen vorgeworfen“, so der Pastor. Im Internet laufe eine Abstimmung, auf welche Weise der Koran – falls schuldig befunden – hingerichtet werde, so Terry Jones. Zur Wahl stehen dort „Verbrennen“, „Ertränken“, „Zerreißen“ und „Erschießen“. Den Koran im Fall eines Schuldspruchs zu verbrennen favorisieren im Internet derzeit 69 Prozent.
Der Prozess soll von 16:00 Uhr – 20:00 Uhr in Jones Gemeinde in Gainesville stattfinden und über das Internet live übertragen werden. Jones erklärte Welt Online, der Koran werde einen typisch amerikanischen Prozess erhalten, mit Verteidiger, Ankläger, Richter und Jury. Muslime seien aufgerufen zur Verteidigung des Koran ihre besten Gelehrten und religiösen Würdenträger zu entsenden, sagte Jones. Sollten sich die Anschuldigungen als falsch erweisen, werde es eine „öffentliche Entschuldigung an die Muslime“ geben. Wer den Koran verteidigen werde, stand im Januar noch nicht fest.
Inzwischen wurden die Namen der Verteidigung, Ankläger und Zeugen veröffentlicht. Ahmed Abaza, ein Ägypter der 1987 zum Christentum konvertierte und in Kalifornien den arabischen TV-Sender „The Truth TV“ betreibt, wird als Ankläger auftreten. Die Verteidigung der heiligen Schrift übernimmt Sheikh Imam Mohammed al-Hassan, der Präsident des „Islamic Center in Texas“. Al-Hassan trat außerdem im vergangenen Jahr als Präsidentschaftskandidat in seiner Heimat Sudan auf.
Als Zeugen treten laut Vorabmeldung der Kirchengemeinde zwei zum Christenum konvertierte Muslime auf. Der Ägypter Ahmed Paul „war ein Mitglied der Präsidentengarde in Ägypten (…) und hat den Herrn Jesus 1997 akzeptiert“. Ein weiterer Zeuge ist Sheikh Abdullah al-Sabah aus der kuwaitischen Königsfamilie. Al-Sabah, der 1995 zum Christentum konvertierte, soll in Kuwait aufgrund seines Religionswechsels in Haft gesessen haben.
Der gesamte Koran-Prozess werde in Arabisch abgehalten, kündigte Pastor Jones an, damit sowohl Ankläger als auch Verteidigung im arabischen Original zitieren können. Als Übersetzerin soll eine Frau names Manal Faragalla sein, deren Vater angeblich aufgrund seiner Konvertierung zum Christentum nach Sharia-Gesetzgebung hingerichtet worden sein soll. „Der Herr Jesus hat sie ausgebildet, einer seiner Soldaten zu sein für sein Volk, das unter dem Joch der Sharia lebt“, heißt es über Manal Faragalla in einer E-Mail, die ich jüngst von der Gemeinde erhalten habe.
Veranstalter Terry Jones, der den Islam als teuflische Religion und den Koran als Anleitung für Verbrechen bezeichnet, werde selbst keinen Part in dem Schauprozess übernehmen. „“Ich werde nicht Teil der Jury sein“, sagte Jones „Welt Online“ im Januar. „Das wäre ich gerne, aber ich denke das ist nicht möglich, denn nach allem was vorgefallen ist, gelte ich sicher nicht als unvoreingenommen und unparteiisch.“
Wie im vergangenen Jahr habe auch diesmal die US-Bundespolizei FBI versucht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, so Jones. Er rechne mit Racheakten von muslimischer Seite, sollte es tatsächlich zu einer Koran-Hinrichtung kommen. Doch selbst wenn US-Präsident Barack Obama ihn diesmal persönlich anrufen würde, werde der „Judge the Koran-Day“ nicht abgesagt.
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