Schlagwort-Archive: Quran

1,4 Millionen Korane

von Florian Flade

pic211014Ahmet C. in der Wuppertaler Innenstadt – Später wurde er im Irak zum Selbstmordattentäter

Ahmet C. kann es kaum fassen. Gerade hat ihm eine ältere Dame 40 Euro geschenkt. Eine Nichtmuslima spendet für den geschenkten Koran! „Zwei 20er-Scheine. Subhanallah.“ Im Frühjahr 2014 steht Ahmet C. in der Fußgängerzone von Wuppertal. In seinen Händen hält er Korane mit goldener Verzierung, die er an Passanten verteilt. Der 21-jährige Deutschtürke trägt ein weißes T-Shirt. Darauf steht: „Lies! Im Namen deines Herrn, der dich erschaffen hat.“

„Lies!“, so heißt die umstrittene Koranverteilaktion. Fundamentalistische Muslime, sogenannte Salafisten, verschenken seit einigen Jahren deutschlandweit Korane in deutscher Sprache. In Fußgängerzonen, auf Marktplätzen, an U- und S-Bahnhöfen, vor Einkaufszentren, auch auf Schulhöfen und an Gefängnissen. Zuletzt am vergangenen Wochenende auf der Frankfurter Buchmesse.
Die Salafisten wie Ahmet C. nutzen die Heilige Schrift als Werbemittel für ihre radikale Islaminterpretation. Und gewinnen immer mehr Anhänger. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) geht davon aus, dass bislang rund 1,4 Millionen Koranexemplare durch die salafistischen Missionare verteilt wurden. Hinzu kommt noch eine unbekannte Zahl von Internetbestellungen.
Die Flut von Gratiskoranen bleibt nicht folgenlos.

Die Zahl der Islamisten ist in den vergangenen Jahren bundesweit in die Höhe geschnellt. Aktuell rechnet der Verfassungsschutz rund 6300 Personen der salafistischen Szene zu. Im Jahr 2011 waren es noch 3800 Extremisten. Der starke Anstieg hänge auch mit Werbeaktionen wie der Korankampagne zusammen, heißt es.

„Die Lies!-Aktionen sind ein wichtiger Bestandteil salafistischer Propaganda“, sagt Jan Buschbom, Islamismusexperte vom Violence Prevention Network, das bundesweit Eltern berät, deren Kinder Salafisten geworden sind. „Die Verteilaktionen sind ein wichtiges Mittel, um Neumitglieder zu werben. Auf diese Weise haben sich viele der jungen Menschen radikalisiert.“

Eine Studie des Verfassungsschutzes und des Bundeskriminalamtes (BKA) hat die Biografien von 378 Islamisten analysiert, die nach Syrien ausgereist sind um sich dort am Dschihad zu beteiligen. Untersucht wurden auch die Radikalisierungsverläufe.
Jeder fünfte Ausgereiste habe sich durch das „Lies!“-Projekt radikalisiert, heißt es in dem Papier. Laut Verfassungsschutz ist die Korankampagne damit nach dem Freundeskreis, radikalen Moscheegemeinden und der Internetpropaganda der wichtigste Radikalisierungsfaktor.

„Wir haben festgestellt, dass von den Salafisten, die hinter den Koranverteilungsständen standen, einige in Richtung Syrien gereist sind“, sagte Torsten Voß, Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes. Von den acht deutschen Selbstmordattentätern, die sich jüngst im Irak und in Syrien in die Luft gesprengt haben, sollen mindestens drei in Deutschland Korane verteilt haben, heißt es aus Sicherheitskreisen.

Einer von ihnen war Ahmet C., der noch im Frühjahr in der Wuppertaler Innenstadt für den Islam geworben hatte. Der ehemalige Gymnasiast aus Ennepetal im Ruhrgebiet ist inzwischen tot. Im Sommer reiste er zunächst nach Syrien, dann in den Irak. Korane zu verteilen und die Ungläubigen zu bekehren reichte dem 21-Jährigen offenbar nicht mehr aus. Ahmet C. wollte kämpfen. Und sterben.

Er schloss sich der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) an. Aus dem Koranverteiler Ahmet C. wurde der Gotteskrieger „Abu Qaqa der Deutsche“. Am 19. Juli sprengte sich der Dschihadist aus dem Ruhrgebiet in der irakischen Hauptstadt Bagdad mit einer Autobombe in die Luft. Und riss 54 Menschen mit in den Tod.

Kreuzigungen im Namen Allahs

von Florian Flade

pic290614

Es sind verstörende Bilder, die seit einigen Wochen in regelmäßigen Abständen durch die sozialen Netzwerke geistern. Fotos von toten, blutüberströmten Menschen, mal mit Einschusswunden, mal mit durchgeschnittenen Kehlen, an Holz- oder Metallkreuze gebunden oder geschlagen. Oft hängen an den Leichen Schilder mit unmissverständlichen Warnungen.

Die Toten sind die Opfer des „Islamischen Staates im Irak und Großsyrien“ (ISIG). Mit äußerster Brutalität setzen die Dschihadisten des ISIG in den von ihnen kontrollierten Gebieten martialische Strafen durch, für all jene, die nach ihrer Auffassung der Errichtung eines Gottesstaates im Wege stehen.

Erst heute wieder meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, dass die ISIG-Extremisten in der Ortschaft Deir Hafer im Osten von Aleppo acht Männer hingerichtet und anschließend auf dem Marktplatz der Stadt gekreuzigt hätten. Drei Tage sollen die Leichen dort nun als Warnung verbleiben. Angeblich handelt es sich bei den Hingerichteten um Angehörige einer rivalisierenden Rebellengruppe.

Dschihadisten erschießen, sie sprengen in die Luft und enthaupten ihre Opfer. All das war bislang bekannt und in unzähligen grausamen Propagandavideos dokumentiert. Doch die Kreuzigung als Strafe trat in den Dschihad-Gebieten der vergangenen Jahre nicht auf. Sie entwickelt sich aber augenscheinlich zur favorisierten Abschreckungstaktik der Dschihadisten in Syrien und Irak.

Aber weshalb kreuzigen Islamisten?

Die Antwort findet sich in der Fünften Sure des Koran („Al-Ma´ida“ – Der Tisch), im Vers 33.

إِنَّمَا جَزَاءُ الَّذِينَ يُحَارِبُونَ اللَّـهَ وَرَسُولَهُ وَيَسْعَوْنَ فِي الْأَرْضِ فَسَادًا أَن يُقَتَّلُوا أَوْ يُصَلَّبُوا أَوْ تُقَطَّعَ أَيْدِيهِمْ وَأَرْجُلُهُم مِّنْ خِلَافٍ أَوْ يُنفَوْا مِنَ الْأَرْضِ ۚ ذَٰلِكَ لَهُمْ خِزْيٌ فِي الدُّنْيَا ۖ وَلَهُمْ فِي الْآخِرَةِ عَذَابٌ عَظِيمٌ

Dort heißt es:

„Der Lohn derer, die gegen Allah und Seinen Gesandten Krieg führen und Verderben im Lande zu erregen trachten, soll sein, dass sie getötet oder gekreuzigt werden oder dass ihnen Hände und Füße wechselweise abgeschlagen werden oder dass sie aus dem Lande vertrieben werden. Das wird für sie eine Schmach in dieser Welt sein, und im Jenseits wird ihnen eine schwere Strafe zuteil.“

In Aussagen des Propheten Mohammed und in Rechtsgutachten islamischer Gelehrter findet sich zudem der Hinweis darauf, dass manche Strafen öffentlich zu vollstrecken sein, als Mahnung und Warnung an andere Feinde und Kriminelle.

Der ISIG wendet die Kreuzigung sowohl bei Regierungssoldaten des Assad-Regimes, als auch bei verfeindeten Rebellen, bei kurdischen und schiitischen Milizionären und sogar bei Dschihadisten aus den eigenen Reihen an, falls diese gegen ein Gesetz verstoßen haben.

So veröffentlichte jüngst ein deutscher Dschihadisten auf seinem Facebook-Profil das Bild eines getöteten und gekreuzigten Islamisten. „Abu Abbas al-Anadani, ein Soldat des islamischen Staates“, heißt es in der Beschreibung. „Er wurde durch den Befehl von Abu Bakr al-Bagdadi dazu verurteilt, getötet und 3 Tage gekreuzigt zu werden.“ Grund für die Bestrafung des Dschihadisten: „Er hatte bei einem Checkpoint viel Geld von Muslimen geraubt, mit der Ausrede, sie würden Kuffar sein. Die Sharia Urteile laufen über jeden, selbst wenn er aus den eigenen Reihen ist.“

 

The Mazar UN-Massacre

 

„There is no God but Allah“ – this statement saved Pavel Ershov´s life on Friday afternoon when an angry mob of several hundred Afghans stormed a United Nations compound in the Northern Afghan city of Mazar i-Sharif. Earlier that day, a preacher in the local mosque had told the worshippers, an American had burnt the Holy Quran on March 20.

This lecture was followed by outraged Afghans attacking the foreigners in the nearby UNAMA bureau. The Nepalese guards couldn´t stop the mob from entering the compound, hunting for Westeners. Former Russian diplomat Ershov confronted the armed attackers. „Are you Muslim?“, they asked him. He lied, said the Shahada, the declaration of faith, and was then beaten but not killed by the protesters.

Instead the mob killed four Nepalese security staff and three other foreigners – a Swedish lawyer, a Romanian political advisor and a Norwegian female pilot. Additionally, four Afghans lost their lifes in Mazar i-Sharif´s bloody Friday.

Read more about the deadly attack on the UN in Dion Nissenbaum´s and Maria Abi Habib´s excellent Wall Street Journal piece „Inside the Massacre at Afghan Compound“